Mitgefühl

Das Internet ist heute eine Maschine, die aus Beamten Ermittler macht, die aus vielen Journalisten Schreibtischtäter macht. Die einen sollten ihren Beruf schützen - die anderen haben ihren Beruf nicht geschützt. Das Internet bewirbt die Macht, den Krieg. Die Bundeswehr besucht die Konferenz der digitalen Gesellschaft. Sie besucht Schulen. Keine politische Gegenstimme dringt hörbar durch, die Frieden stiften möchte. Das Internet wird später "politische Tätigkeit" belegen. Die Parteien haben ihr Gedächtnis verloren. Kürzlich sagte der Bruder eines Freundes: "Mensch. Mein Sohn ist jetzt bei der Bundeswehr. Da verdient er richtig gutes Geld." Man lässt Teile der Bevölkerung verarmen - und dann schickt man sie in KRIEGE! Wo sind denn nun eigentlich die Geschichtsgrößen, die mahnen, dass es nie anders lief. Es gibt im Internet Beileidsbekundungen. Für den Fall der Fälle kann man später aus seinem Versteck heraus reagieren: "Ein Engel ist nun in den Himmel aufgefahren. In dankbarer Erinnerung an eine schöne Zeit nehme auch ich Abschied." In dieser schönen Zeit rekrutiert die Bundeswehr. Die Linken schweigen - wie die Rechten. Die Grünen feiern ihre Bigotterie - wie die Christdemokraten. Die schöne Zeit! Kürzlich fragte mich ein Bekannter, den ich sehr schätze: "Tun Dir Deine Angehörigen leid?" JA. Heute liegen in Altenheimen und Hospizen Visitenkarten von unverschämten Bestattern, die ihr Schafskostümchen an der Garderobe vergaßen. Die generelle Verkleidung, die übertriebene Kostümierung hat Wirtschaft und Politik neurotisch werden lassen. Ich wurde von einem Bestatter, von einem Pionier ausgebildet, der von einem Berufsverein mit Klagen überzogen wurde, weil er Preise senkte. Er wurde sanktioniert, nicht mehr mit Särgen beliefert. Er knüpfte, trotz Mauer, Geschäftskontakte in Tschechien, Bulgarien und Polen. Vor Gericht wurde tatsächlich verhandelt, wie billig sein Erscheinungsbild sein müsse, um die würdevollen Bestatter nicht zu demaskieren. Wölfe in Schafskostümen, egal aus welchem Wirtschaftsteil sie kommen, agieren immer gleich: "Wir sind die armen und verletzten Schäfchen, die von Menschen angeschwärzt und entblößt werden, die die Wahrheit aussprechen." Menschen tun mir heute wirklich leid. Im Jahr 2007 wollte dieses Land die enormen Schulden in den Griff bekommen. Die Mehrwertsteuer stieg von 16% auf 19% an. Im Jahr 2008 mussten Banken, die zarten Schäfchen der Nation, gerettet und saniert werden. Die Bafin kommt also zur angehobenen Mehrwertsteuer hinzu. Die Grundsteuer wird in diesen Tagen angehoben, weil es Politiker beim Verkauf von Objekten bereits wussten. Sie verkaufen, sie verkaufen damit auch die Verantwortung, sie leben nur noch von den Steuereinnahmen. So denken Profiteure. Ich sehe also nicht einen Politiker in Deutschland, den ich wählen müsste! Mensch. Mein Sohn ist jetzt bei der Bundeswehr. Da verdient er richtig gutes Geld. Auch mich erschüttern Wahrheiten! Ich würde aber nicht einen Vater mobben, weil er die Dinge beim Namen nennt. Ich sah mir einen Film über Angela Davis an. Sie studierte in Deutschland. Der linkspolitische Flügel muss sie kennen. Sie ist eine US-amerikanische Bürgerrechtlerin, Philosophin und Schriftstellerin. Sie gehörte zu den Führungsmitgliedern der Kommunistischen Partei der USA. Frauen ihrer Generation haben diese eigene Sprache, die mein Herz öffnet. Angela Davis redet auch über das Teilen. Sie sagt nicht, dass sie Konzerne enteignen oder besteuern möchte. Sie sagt lässig, autonom und ruhig über das Teilen: "I´m fine with it. It´s okay." Und dann kommt ihr Herzöffner, dieser der 68er-Generation eigenwillige Führungsstil, der nie führen will. Ihre Erinnerungen würde sie sich niemals wegnehmen lassen. Genau das wäre für sie der schlimmste Verlust. Sie zeigt ungewollt auf, wie zerfasert deutsche Erzählstränge sind. Niemals würde ich Angela Davis dafür mobben. Wenn die Erinnerungen der Menschen manipuliert werden, wenn man ihnen, in ihrem Beisein, ihre Geschichte erzählt, dann spricht das für eine unterirdische Politik und es führt dazu, dass Menschen nicht mehr trauern können, dass sie nie wieder lachen dürfen, dass sie keine subjektiven Schmerzen emfpinden dürfen. Ein Albtraum, der sich wie ein Rückschritt anfühlt, führt in eine noch grausamere Zukunft.