Tod und Wahrheit

Der Tod, als Ende, eröffnet immer eine Wahrheit. Der gesellschaftliche Tod eines Menschen eröffnet eine Wahrheit. Der gesellschaftliche Tod eines Unternehmens ebenfalls. Im Liebesfall rücken die Menschen näher zusammen. Sie finden sich neu. Sie finden neue schöne Wege. In den anderen Fällen muss immer eine Bilanz gezogen werden. Nicht selten muss die Schuldfrage bis ins Detail geklärt werden. Erst dann können Hinterbliebene einen Neuanfang wagen. Als Benno Ohnesorg erschossen wurde, erstellten die Regierenden eine schludrige Bilanz. Der Fall keimt in den Menschen immer wieder auf. Als die Banken crashten, Menschen, besonders in Amerika, in den gesellschaftlichen Tod, in den Ruin gezogen wurden, retteten Regierende die Banken. Weltweit werden Menschen keinen guten Neustart finden können. Sie gehen auf Distanz zu den Staatsapparaten. Nichtwähler, sogar Wähler, gehen auf Distanz. So machten es auch die Medien mit Herrn Relotius. Sie deckten die Lüge auf. Sie distanzierten sich sofort und sie ziehen Bilanz. Vermutlich machen sie das gründlich, denn andernfalls gehen die Leser auf Distanz. Der gesellschaftliche Tod muss verhindert werden. Hinterbliebene haben also gute Instinkte. Medienmacher könnten Vorbilder werden, weil sie schreiben können, weil sie Öffentlichkeit haben. Selbst Herr Relotius könnte später die Wahrheit aufschreiben, wenn er reflektiert, dass er Stützpfeiler einer lebendigen Gesellschaft ansägte. Erst dann können Menschen ein neues Fundament betreten. Durch Vertuschung tropfen die Schlechtigkeiten in die unteren Geschosse einer Gesellschaft. Medien haben klar und öffentlich gesagt: "Claas Relotius ist nicht einer von uns. Er gehört nicht in unsere Teams." Das wünschte ich mir in allen Branchen, auch in meiner. Lügen hätten ein schlichtes Ende. Man würde sie schlicht bestatten. Vor einigen Jahren bekam ich einen Anruf. Die Frau, die mir als Mary Poppins im Gedächtnis bleiben wird, ist tot. Sie starb in Peru. Ihr erster Urlaub nach vielen Schicksalsschlägen. Als die Schwester einer Freundin starb, war Mary Poppins sofort da. Sie half mit ihrer Tochter bei der Ausrichtung der Zeremonie und der Lebensfeier. Als Ihr Mann "Aua" in Thailand rief, flog Mary Poppins nach Thailand, um zu helfen. Als später ihr Schwager in Thailand starb, flog Mary Poppins wieder nach Thailand, um ihre eigene Schwester zu stützen. Mary Poppins leitete eine Personalgruppe in der Charité. Ihr Mann war Kfz Mechaniker. Er ließ sie in Peru bestatten. "Alles musste so schnell gehen. Ich musste meine Töchter schnell anrufen. Es war in Peru auch so heiß. Es gab dort keine Kühlungen." Ich traf noch nie einen Ehemann, der seine Ehefrau in einem Urlaubsland bestatten ließ, um sich schnell zu entlasten. Eine innige Liebe zu Peru wurde nicht bestätigt. Mary Poppins wurde also ohne ihre Töchter in Peru bestattet. Später piekte irgendwer eine grüne Grabvase auf das Feld, das man Grab nennen könnte. Eine Tochter musste in eine Tagesklinik. Die andere Tochter rotiert, findet kein begehbares Fundament vor. Ich habe kein Recht, mich in familiäre Angelegenheiten zu mischen. Ich habe aber das Recht auf die Aussage: Dieser Mann gehört nicht zu meinen Leuten! Dieser Mann steht nicht für DIE Handwerker und er gehört ganz sicher nicht zu den Meistern. Alle Freunde hätten für den Rückflug gesammelt! Dank seiner Aktion wurden sie sogar gezwungen, Stellung zu beziehen. Merkwürdigerweise finden mehr Frauen eine Erklärung für sein Vorgehen. Manche scheuen sich nicht, ihn zu entmündigen. Die Wahrheit ist so unbequem. Die Menschen in Peru sind nobel. Das steht nun fest.