Sprache, Emotionen und Tod

Ein Todesfall löst immer Emotionen aus. Wut, Trauer, Verzweiflung und Angst können eine Lähmung oder einen auffallenden Aktivismus hervorrufen. Beides muss zunächst für einen Dritten keinen Sinn ergeben. Auch eine Geburt löst Emotionen bei Hochschwangeren aus, die 2 Tage vor der Niederkunft stehen. Sie putzen nicht selten die Fenster und schleifen die Türen quasi mit einem Scotchpritt ab. Die Sprache muss bei einem Trauerfall zunächst ebenfalls keinen Sinn ergeben. Eine Sprunghaftigkeit schleudert unter Umständen Satzfragmente in einen gleichen Sprachraum hinein, die ich verstehe, weil ich das Fehlende schlicht einbaue. Die Sprachfragmente findet man übrigens auch in Kunsträumen. Eine Trauerrede soll möglichst persönliche Emotionen wecken, um eine Vergangenheit bildhaft zu machen, die Tränen erlösen könnte. Sie ist nur dann gelungen, wenn sie nicht bewertet wird! Die Demontage eines Sprachraumes führt zum Verlust von Emotionen und zum Verlust einer Ästhetik. Die Rechtschreibreform verstümmelte bereits die Ästhetik. Sie machte aus dem Saxophon ein Saxofon. Die Gendersprache findet bei Trauerfeiern keinen Boden. In Berlin treffen sich selbstverständlich emotionale Vielsprachler - unterschiedlicher Generationen - auf einem Friedhof. Ich unterstelle Präsident Macron und seiner Gattin eine bekannte französiche Ästhetik, die der Grund für die Absage an die Gendersprache sein könnte. Fremdsprachler können keine Sprache von Menschen lernen, die sich ihrer eigenen Sprache nicht mehr sicher sind. Hier würde ich auch gerne einen deutlichen Gruß an die "Mischpoke" (Zitat Bundesvorsitzender der Grünen) aus der ehemaligen DDR senden. Ihr schickt einen weiteren Weltstar ins globale Rennen. Matthias Schweighöfer wird sicher den ersten Oscar nach Anklam bringen. Jimmy Fallon (US-Talkmaster) sprach mit ihm nach Herzenslust. Er nannte ihn Schwayhofer und Matthias Schweighöfer bestätige seine absolut korrekte Aussprache. Er will offenkundig den Oscar und verzichtet auf deutsche Besserwisserei. Menschen in Deutschland wurden in der Coronapandemie durch ständiges Halbwissen emotionalisiert, verunsichert und verwirrt. Medien schrieben bereits über einen Krieg. Die politische Arbeit ist deshalb lausig schlecht, weil eben jene emotional verunsicherten Menschen meinen Impfpass im Alltag checken sollen. Ich fahre ins Bauhaus und möchte im Bistro eine Gulaschsuppe essen. Ich muss einer Verkäuferin, die im Coronakrieg einen kultivierten Personalmangel allein auffangen muss, meinen Impfpass vorzeigen. Ich zeige also einer wildfremden Frau, von der ich nur eine Suppe möchte, meinen digitalen Pass, der mein Geburtsdatum und meinen vollen Namen enthält. Sie sagt: "Ah….Claudia. So heißt eine gute Freundin von mir. Marschner…..haben Sie etwas mit dem Autohaus Marschner zutun?" Ich erinnere sie freundlich daran, dass ich mit der Passkontrolle keine Freunde suche und frage nach ihrem eigenen Impfpass. Schließlich reicht sie mir den Löffel, die Serviette und fasst die Suppenschüssel an, aus der ich essen werde. Sie wird aus dem Stand sauer, weil sie selbst nicht kontrolliert werden möchte. Ihr Chef drangsaliert sie und ihre Arbeit schafft sie kaum mehr. Möchte ich in so einem Durcheinander in Ruhe eine Suppe essen? Nicht wirklich. Ich esse sie trotzdem, weil die Politik, die Medien und obendrauf ihr Chef fahrlässig eine große Verantwortung auf sie abwälzen, die sie in der Form nicht tragen sollte. Ihre emotionale Lage wird zwangsläufig dazu führen, dass sie sich für fremde Zwecke missbraucht fühlt. Ich persönlich fühle mich in Berlin nicht mehr Zuhause. Allerdings weiß ich, wie man ohne Boden unter den Füßen leben kann.