Der Tod verschwendet keine Zeit

"Guten Morgen, Herr Stech!" Die ABC-Schüler stehen auf, da ihr Lehrer den Klassenraum betritt. Herr Stech schließt die Tür und erwidert: "Guten Morgen, schüttelt fort alle Sorgen. Wie schön, dass wir zusammen sind. Wir freuen uns hier auf jedes Kind. Die kleinen Köpfchen strengen wir an, so zeigt jeder, was er kann. Bei uns wird gelernt, gespielt und gelacht. Es geht jetzt los, es ist kurz nach Acht!" Das ist die Verklärung von Grundschule. Herr Stech ist Lehrer an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Mitte. Früher gab es dort nur männliche Direktoren, heute gibt es eine weibliche Direktorin. Herr Stech kam aus Brasilien nach Berlin. Brasilien steht für Sonne, Wärme, besten Kaffee, guten Fußball, schöne Menschen, tanzende Menschen. In Deutschland brauchen Menschen natürlich die Negativität: "Brasilien steht auch für Armut, Ausbeutung und Kriminalität!" Herr Stech hat sich noch nicht das eigene Leben genommen. Ich vermute aber, nach 30 Berufsjahren Erfahrung, dass er nicht weit davon entfernt ist. Derzeit titeln Medien im Gleichschritt: "Der schwule Lehrer wird…der schwule Lehrer ist…der schwule Lehrer und die Bildungssenatorin." Herr Stech ist ein Objekt der Begierden geworden. Seine ABC-Schützen sagen ihm seit Jahren, dass er gar nicht leben darf. Eine nicht selten alkoholisierte Grundschullehrerin mit psychischen Problemen ist im Kollegium bekannt dafür, dass sie gegen Lehrer hetzt. Herr Stech ist ihr zweites Opfer. Sie hat sogar Kinder animiert, Vorwürfe gegen ihn zu äußern. Immer wieder meldet der Lehrer die Vorfälle. Die Schuldirektorin hat ihre Schule offenkundig nicht im Griff. Vielmehr wird der Lehrer angezeigt. Schüler und Lehrer entlasten ihn bei der Polizei. Die hetzende Lehrerin nimmt sich einen Anwalt. Es geht ihr nicht um das Wohl der Kinder! Sie möchte nicht, dass ihr unwichtiger Name in der Presse genannt wird. Die Bildungssenatorin (CDU) wird mehrfach eingeschaltet. Die weiß erst von nichts, dann doch, dann sagt sie lieber nichts in der Öffentlichkeit. Die Grünen schalten sich ein. Als ehemalige Schülerin der Carl-Bolle schreibe ich selbstverständlich der Direktorin einen Brief. Ich rate ihr an, die psychotische, alkoholisierte Lehrerin zu kündigen. Ich bin nicht mehr schockiert; und das schockiert mich. Diese Geschichte ist eine mich seit vielen Jahren anödende Schablone. Bei den Kindern wird sich am Ende niemand bedanken, auch die Eltern nicht. Stolz wie Bolle werden sie diese Schule sicher nicht verlassen. Sie lernen, nicht miteinander zu lernen. Sie lernen, dass Lehrer zusehen, wenn sie einen Lehrer klatschen. Sie lernen, dass die Direktorin ihnen nichts entgegenzusetzen hat. Sie lernen, dass es keine Zivilcourage an Schulen gibt. Die kleinen ABC-Racker erfahren, dass die Bildungssenatorin bei der kleinsten Frage strauchelt. Sie ist nicht einmal ein Gegenüber für Grundschüler. Sie lernen, dass eine Alkoholikerin mit psychischen Problemen über einem Lehrer steht, der homosexuell ist. Sie sehen täglich, wie diese psychotische Person die Schule kontrollieren möchte, alle im Griff haben möchte. Sie lernen. Natürlich lernen sie. In den späteren Semestern presst man aus so einer labilen Frau gute Noten. Genau das haben sie von ihrer Grundschullehrerin gelernt. Sie lernen, dass Herr Stech, Lehrer aus Brasilien, lernen soll. Er soll sich wie ein heterosexueller Mann verhalten. Herr Stech, ein Lehrer aus Brasilien, ist krank geworden, weil sein Umfeld pervers ist. Er kann, wie seine kleinen Schüler, in diesem perversen Umfeld nicht mehr wirklich leben. Er kann nicht atmen. Er muss gar nicht kämpfen. Er ist schließlich gebildet und ausgebildet. Er kämpft wahrscheinlich um sein Leben. Die Bildungssenatorin, die keine ist, sollte umgehend ihren Stuhl räumen. Auf diesen Stuhl gehören gesunde Menschen, die etwas im Kopf haben.

Wir verbieten die Trauer

1983 fragt Petra Kelly (Cosmopolitin) Detlef Kleinert (nur FDP) ganz öffentlich, im Bundestag, ob er die Vergewaltigung in der Ehe im Strafgesetzbuch verankern wird. Er sagt nicht nur kategorisch: "Nein!". Er bricht in ein Lachen aus, das andere Männer im Saal animiert. Sie gröhlen, lachen und klopfen auf ihre deutschen (Stamm)Tische. Diese reale Szene hätte eine Szene aus dem Film >>Angeklagt<< sein können. Und so stellt sich für Petra Kelly auch immer die Frage: "Was ist realistisch an einer realen Politik?" Beifall bekamen die johlenden Männer im Außen natürlich auch von Frauen. Jene Frauen, die nie etwas hörten oder sahen, wenn Frauen in der Nachbarschaft von ihren Ehemännern verprügelt oder vergewaltigt wurden. Es sind Frauen ohne Persönlichkeit, ohne Ausbildung, ohne Bildung, ohne eigene Sprache, die auch heute sagen würden, dass Petra Kelly misogyn war, denn, so das fast schon religiöse Weltbild, die Frau verliert ohne Mann schlicht alles. Herr Kleinert wäre ein ganz Großer gewesen, hätte er bei der Beerdigung von Petra Kelly gelacht, gejohlt und auf Kirchenbänke gestampft, da sie von ihrem Lebenspartner im Schlaf erschossen wurde. Es gibt sicher Kranke, die daraus ein romantisches Märchen zimmern wollen. Der Täter konnte nur auf eine Wehrlose schießen, die ihm nicht in die Augen sehen sollte. Danach erschoss er sich selbst. Heute würden ihn Richterinnen freisprechen. Vielleicht würden sie ihn mit einer Bewährungsstrafe beschenken. Das ist heute ihre Spezialität. Regelmäßig werden Sexualstraftäter auch von deutschen Richterinnen beschenkt und belohnt. Sie wähnen sich in einer surrealen Allmachtsphantasie, um Männern zu gefallen, die sie noch immer fürchten. Das hängt natürlich emanzipiert kultivierten Männern ebenfalls zum Hals heraus. Womöglich dichtet man dem Major an, er hätte Petra Kelly von ihren irdischen Leiden erlöst. Die 1980er Jahre waren die Hochzeit der Suizide in Deutschland. Viele Staaten im Land regierten in die Haushalte hinein. Die Kirchen, die BRD, die DDR, die Alliierten, die Reformer, die Ökologen, die alten Technokraten. Erst heute hat sich die Kunst befreit. Künstler müssen nicht mehr auf Mäzene warten. Sie pfeifen auf Kunstkenner. Junge Feministinnen warten nicht auf eine Erlaubnis. Sie wissen, dass sie sich auf Gesetze nicht verlassen können. Die APO hat gewonnen. Politiker und Parteien schaden sich und sie schaffen sich ab, da sie die außerparlamentarischen Plattformen nutzen. Sie haben es noch nicht begriffen. Sie machen Fehler. Es war ein feministischer Fehler, Frau Baerbock einen Platz in New York zu geben. Man muss nicht Präsidentin der UN-Vollversammlung werden, um Englischkenntnisse aufzufrischen. Dieser Platz gehört der Diplomatin Helga Schmid. Insofern folgt Frau Baerbock misogynen Männern, die sich selbst platzieren. In einem Zug macht man diese Frau, als Außenministerin und als Präsidentin der UN-Vollversammlung, lächerlich. Herr Kleinert würde johlen und lachen und auf Tische klopfen. Am Ende ist Frau Baerbock natürlich keine Feministin. Das politische Signal dahinter ist keineswegs eine Anerkennung für Frauen. Es zeigt, wie sich überhebliche Frauen willig kaufen und verkaufen lassen, um anderen Frauen zu schaden. Die Grünen finden bis heute keine Worte der Trauer für Petra Kelly. Sie finden keine Form, keine Sprache der Trauer! Das ist erbärmlich. Das zeigt die Kälte und die Machtbesessenheit einer Partei, die auf das eigene Erbe pfeift. Es ist ihnen schlicht egal. So eine Partei darf sich selbstverständlich nicht mit der Regenbogenfahne schmücken, derer sie nicht würdig ist. Gesteuerte Politikerinnen, die heute Feminismus aushebeln, haben auch dafür gesorgt, dass die Homophobie drastisch an Fahrt aufgenommen hat. Es ist auffallend, dass die jungen Intelligenten nicht mehr in Parteien einen Platz finden müssen. Dazu gehören junge Größen wie Diana Kinnert, Luisa-Marie Neubauer, Laurie Penny, Ninia LaGrande und Jana Braumüller.