Todesfälle sind verwirrend

Immer dann, wenn Menschen sterben sind Menschen verwirrt. In gewisser Weise sind wir alle Angehörige, nächste Verwandte, Freunde, Bekannte, in der Pandemie berufstätig. Die öffentlichen Leitstimmen klingen chaotisch und gleichermaßen fordern sie Empathie. In Amerika wird das Capitol gestürmt und deshalb muss man hier den Reichstag noch mehr schützen. Das Insolvenzrecht wird aufgeweicht, um Pleiten still auströpfeln zu lassen. Die letzte mir bekannte Insolvenz meldete die Restaurantkette Vapiano an. Danach las man nichts mehr über Pleiten. Der Bürgermeister fordert den unkomplizierten Geldfluss, um Pleiten, die nicht näher beschrieben werden, abzuwenden. Geliefert werden Zahlen. Täglich Infizierte, Tote, ansteigende Infektionen und Mutationen. Unter denen, die das Capitol stürmten waren Infizierte. Die gab es wohl, weil Trump die Hilfsgelder bis heute nicht fließen ließ. Kriminelle infizierten Staatsdiener beim Sturm auf das Capitol. Man weiß gar nicht mehr…war der Mob erst kriminell - oder war der Mob erst infiziert - oder nahm man dem Mob erst die Arbeit und die Würde? Diese Geschichte erinnert mich an die Dokumentation eines Afroamerikaners - nie der erste Präsident, nie der erste Vizepräsident, nie der erste Oprah, nie der erste Oscar-Preisträger. Stanley Nelson geht zurück in die 1980er Jahre, in der reiche und erfolgreiche Amerikaner Kokain konsumierten. Für die Armen war diese Droge viel zu teuer. In dieser Zeit unterstüzten die Vereinigten Staaten von Amerika, genauer die CIA, den Guerilla-Krieg der Contra-Rebellen gegen die linksgerichtete sandinistische Regierung Nicaraguas. Der US-Kongress untersagte diese Unterstützung. Ronald Reagan setzte sich unter Einsatz verschiedener geheimer und illegaler Finanzierungsmethoden darüber hinweg. In dieser Zeit wurden die Straßen, besonders in den Gegenden, in denen Afroamerikaner lebten, mit einer billigen Droge geflutet. Der Film >Crack< von Stanley Nelson lässt nur Afroamerikaner zu Wort kommen! Diese Dokumentation erschüttert nicht, weil Menschen Drogen verkauften, Drogen konsumierten, Drogen probierten. Dieser Film erschüttert, weil man sich am Ende nicht mehr fragt: Waren jene Afroamerikaner erst kriminell und dann erst Dealer - oder waren sie erst drogenabhängig? Was war zuerst da? Die Menschen in ihren Vierteln wunderten sich, warum eine Droge mehr und mehr ihr Leben beherrschte. Sie wunderten sich über unendlich steigende Kriminalität. Überall verkauften Männer und Frauen, Afroamerikaner in ihren Wohnvierteln, Drogen. Die einen verdienten schnell und unheimlich viel Geld. Die anderen probierten eine Droge. Sie verloren alles. Am Ende haben beide verloren. Manche Eltern hatten den schlimmen Verdacht, dass diese Droge wie eine chemische Waffe eingesetzt wurde. Sie fragten sich: "Warum werden nicht Zigarren aus Kuba importiert? Wer bringt dieses Crack in unser Leben?" Ein Mediziner fand heraus, dass Kinder süchtig zur Welt kamen; und plötzlich gab es eine lange und schmutzige Medienkampagne. Die bösen drogenabhängigen Mütter. Schwangere Frauen, die sich nicht um ihre ungeborenen Kinder sorgten. Es ging ausschließlich um afroamerikanische Frauen. Scheinbar gab es keine weißen Drogenabhängigen in den USA -kein Alkohol - keinen Tablettenmissbrauch. Withney Houston wusste viel später wohl instinktiv, dass sie ihren Drogenkonsum leugnen musste. Durch Crack starben zwischen 1980 und 1990 unendlich viele Menschen. Stadtteile, Bezirke und Straßen wurden völlig vernachlässigt. Matratzen lagen in Häuserbuchten, Müll stapelte sich, Türen waren zertreten, verwahrloste Menschen taumelten zu Grandmaster Flash durch die Straßen. Autos hielten an, Drogen und Geld wurden eingetauscht. Die Polizei sah weg, sie wurde sogar geschmiert. Die Dealer bewaffneten sich eines Tages - Geld, Crack, Gier, Habsucht. Sie schützten Reviere, die sie aufgeteilt hatten. Und dann! Am Tag X wurde ein imaginärer Schalter umgelegt und die Polizei wurde auf Go gestellt! Sie mussten nur noch durch die Straßen marschieren und die bekannten Häuser stürmen und die bekannten Wohnungen aufbrechen und ihre Knüppel und Handschellen ziehen. Cracksüchtige Mütter mussten ihre Kinder weggeben. Sie kamen nicht in eine Therapie. Sie kamen ins Gefängnis. Die Zahl der Inhaftierten stieg von knapp 400 000 auf fast 1 Millionen Menschen an. Es wurden nur Afroamerikaner verhaftet, verurteilt und weggesperrt. Und heute kommt Kamala Harris in Stoffturnschuhen auf den Titel der Vogue. Sie glaubt tatsächlich, dass sie, allein durch ihre Ankunft an einer Spitze, ein Symbol der Freiheit ist. Der Film von Stanley Nelson wird niemals einen Oscar bekommen. Stanley Nelson bleibt durch den Film ein ewiger Außerparlamentarier. "Make America great again." Sagte das Ronald Reagan - oder war es Donald Trump? Linke und Grüne und Sozialdemokraten malen in Berlin rosa Felder für Dealer in den Görlitzer Park. Darauf können nur Menschen reinfallen, die denken, dass kein System je eine Tür für sie öffnen wird. Was mich an der Dokumentation von Stanley Nelson wirklich verwirrt… kein Mensch, kein Afroamerikaner nannte den Grund für seinen Drogenkonsum. Auch die Frauen erklärten es nicht. Niemand sagte: "Ich war so traurig."