Sterbende Vorreiter

Ich habe viele Meldungen zum NSU gelesen. Menschen werden ermordet. Menschen sterben. Akten verschwinden. Akten werden geschlossen. Ein Gedenkbaum für die Toten wird umgeworfen. Einer schreibt einen Krimi. Journalisten stellen unheimlich viele Fragen; sie befragen auch jenen Verfassungsschützer, der sagt: "Wir sind hier nicht bei James Bond." Schade eigentlich! Für einen omnipotenten James Bond - sportlich, stilsicher und polyglott- wäre das Messer im Schuh und der beleuchtete Kugelschreiber im digitalen Zeitalter eine Antiquität. Was eine Antwort bei zehn ermordeten Menschen. Keine einzige Journalistin hat in Deutschland auch nur einen einzigen Menschen in der Bevölkerung gefragt: "Ist Ihr Vertrauen in diesen demokratischen Staat zerstört, Frau Romeike?" Diese Frage kann nicht kommen, weil es keine Pazifistinnen mehr gibt. Für Pazifismus braucht man Mut! Zehn Menschen werden ermordet und WIR (?) sind hier nicht bei James Bond. Ein ehemaliger Verfassungsschützer kam in der akademischen Berufsgruppe der Publizisten unter. Herzlichen Glückwunsch. Arbeiter und Handwerker lehnen ihn ab. Er nennt Frau Zschäpe ein Flittchen und er bezweifelt, dass der NSU eine neonazistische Vereinigung ist. In der Tat sind wir nicht bei James Bond. Die Sekretärin dieses ehemaligen Verfassungsschützers, der sicher die Sprachkultur des Landes retten möchte, kann nicht Miss Moneypenny heißen. Als hätten die Schläfer darauf gewartet, dass die Vorbilder sterben. Marcel Reich Ranicki ist tot und schon darf einer Gedenkstätten als Schande entlarven. Wie viele Leichen in Säcken braucht diese wunderbar deutsche Kultur? Es wird keinen zweiten Herrn Schröder geben, der den Einsatz in einem Krieg ablehnt. Die Kriegsministerinnen mahnen bereits, dass wir mehr Verantwortung in der Welt übernehmen müssen. Das meint unter Umständen, dass wir viele Waffen verkaufen und viele Scherben hinterlassen, was immer neue Brandherde schafft. Journalistinnen kämpfen für Europa. Frau Merkel kämpft für die NATO. Sie erkennt wahre Freunde, weil Europäer vor sich selbst geschützt werden müssen. Heute führen uns Frauen in die Kriege. Nicht nur zehn Tote, die man schnell vergisst. Viele Leichensäcke, die die Gefühle überlaufen lassen, die dafür sorgen, dass sich Menschen lebendig fühlen! Tote Pazifistinnen stehen niemandem mehr im Weg.