Weltgestalter

Einer meiner Helden, der die Welt wirklich unermüdlich gestaltet, ist der Künstler Banksy. Banksy interessiert sich nicht dafür, wer wir sind. Er interessiert sich nicht für unser Geschlecht, für unsere Hautfarbe, für unsere eingestempelte Staatsangehörigkeit. Banksy kommuniziert mit der Welt. Er zeigt den Menschen etwas über Vergänglichkeit. Er zeigt den Menschen, dass sie nicht dumm sind. Er bringt die Kunst zu den Menschen. Banksy ist der erste "Straftäter", der zeigt, dass seine Kunst von großer Bedeutung für die Menschen ist. Seine gesprühten Ratten an Fassaden werden von Hausbesitzern unter Plexiglas gelegt. Seine Bilder werden von "Archäologen" aus den Wänden gemeißelt, um sie verkaufen zu können. Für Geld lassen Menschen auch Häuser einstürzen. An einem New Yorker Straßenstand kaufen unwissende, offenkundig schöngeistige Menschen einen Banksy für 60 Dollar. Sie kennen keine Märkte, die für sie von Interesse sein könnten. Sie wissen nicht, dass ihre erworbenen Bilder auf diesen gespenstischen Märkten für 125000 US-Dollar verkauft werden. Sotheby's hat das Werk Girl with Balloon für ungefähr 1 Million Dollar versteigert. Der Hammer fällt, das Bild läuft über einen Schredder aus dem Rahmen heraus. Bieter und Käufer wirken plötzlich ungeschützt. Sie staunen, lachen, stehen nervös auf, blicken sich um. Ihre Geldanlagen sind antastbar! Katastrophe! Am Ende wird das gesamte Werk für fast 7 Millionen Dollar verkauft. Krankhaft! Man muss Banksy nicht mögen. Man muss seine Staatsangehörigkeit nicht kennen. Man muss seine Arbeit nicht hinterfragen. Man muss seine Nase nicht liken. Er will nicht gestupst werden. Er will nicht eingeladen werden. Er führt die Unterhaltung mit der Welt. Er spricht Menschen auf der Straße an. Er sagt: " Hier küssen sich zwei männliche Polizisten. Sieht gut aus, nicht wahr?!" Er zeigt den Menschen Soldaten, die das Peace-Zeichen an eine Wand sprühen. Er sagt: "Das habe ich gesehen. Ich möchte es Dir zeigen:" Banksy verklagt Dich nicht, wenn Du seine Kunst übermalst. Er hält Dir nicht die Kosten seines Werkzeuges, seiner Farben vor. Du bist Teil seiner Welt. Um dich geht es. Die Bilder gehören Dir. Er hat sie für Dich gefertigt. Seine Lösemittel lösen scheinbar das "Marktpattex" in Köpfen auf. Banksy jagt man nicht. Man hetzt ihn nicht. Er arbeitet in seinem Rhythmus. Er arbeitet nicht für die Börse, für die Auktionshäuser, für Auftraggeber. Banksy ist jene Kunst, die Geschlechterrollen auflöst, die Klassenkämpfe auflöst, die Geld auf den 2. Platz verweist. Er gibt der Ratte ein Champagnerglas in die Hand, setzt sie in einen Klappstuhl, direkt an ein Fallrohr; und der Champagner regnet schlicht in das Glas. Er muss die Welt nicht stürzen. Sie ist bereits kaputt. Er muss das Leben nicht beschädigen. Es ist bereits beschädigt. Was wissen Medien und Kommunikationswissenschaftler, Könige der Köpfe, nun bitte über Kommunikation? Nichts! Sie wissen heute nichts mehr über Kommunikation. Wenn Menschen sich nicht mehr unterhalten, wenn sie ihre Worte vergessen, wenn sie ihre Dialekte vergessen, wenn sie das Komma nicht mehr dort setzen, wo eine Betonung stattfinden muss, dann wird Banksy der Kommunikationskönig der Welt sein. Sein Werk Devolved Parliament war dann eine Schau in die Zukunft, also kein dummes Gesprühe eines Straßenkünstlers, der Farbe versprüht, weil er nicht arbeiten geht. Banksy zeigt den Menschen, wie man Prioritäten setzt. Ist der Todesfall nun wichtig? Oder ist die Arbeit wichtiger?