Die wirkenden Gewalten

Bis heute arbeitet die 68er-Generation weltweit daran, Sprache zu verbessern. Es geht dabei nicht nur um Veränderung der Sprache. Daran gibt es keinen Zweifel. Dank der Multikultur in Deutschland befindet sich Sprache in einer ständigen Bewegung. Sie beeinflusst Menschen. Sie beeinflusst ein Umfeld, das aber trotzdem eingeschränkt bleibt. Ein Wort ist wie ein Stein, der in ein Becken fällt. Heute, im Zeitalter der Digitalisierung, ziehen Worte weitaus größere Kreise. Das Internet ist bereits aufgeteilt in riesige Becken, die in einem Gesamtbecken liegen. In diesen Becken werden ganz unterschiedliche Sprachen gesprochen. Es gibt die Börsensprache, die Businesssprache, die politische Sprache, die Sprache der Ungebildeten, die Fremdsprachen. Es gibt Gebärdensprachen. Gewaltige Shitstorms wüten über alle Becken hinweg, fegen über den Rand des Hauptbeckens und springen in die Realität, flauen dann in den Leitmedien ab. Von dort, die Stürme sind längst laue Winde, gelangen sie in die Talkshows, werden über Apps der Zuschauer besprochen und rezitiert. Man möchte sie, warum auch immer, akademisch reanimieren. Das funktioniert nicht, weil sie rein virtuelle Erscheinungen sind. Man könnte sie mit 'Schwarzen Schwänen' vergleichen. Unberechenbare Ereignisse. In der Realität bleiben sie reine Erinnerungen, die keinen tatsächlichen Besitzer haben. Deshalb wirken manche Menschen auf der Straße weggetreten, enorm tief in Gedanken versunken. Sie leben mehr und mehr in fremden Erinnerungen. Und sie erschrecken, wenn man sie anspricht. Ich persönlich frage auf der Straße gerne und regelmäßig nach der Uhrzeit. Das verängstigt Menschen auf eine ungeheuer wundersame Weise, weil sie mehr und mehr im virtuellen Raum schweben. Sie leben weniger in der Zeit. Menschen verlieren reale Zeit in virtuellen Räumen. Mächtige Menschen können dieses Phänomen für sich nutzen. Heute reichen drei Worte aus, um an der Börse die blanke Panik auszulösen: Zinsen, Inflation, Omicron. Ein Streit mit China löst den Sinkflug aller Aktien chinesischer Tech-Konzerne aus. Der weltweite Geldfluss wird sofort gelenkt. Immer mehr Firmen drängen ins Internet. Sie versenden in Businessbecken Waren an Kunden. Amazon zum Beispiel ist so ein Becken. Diese Becken laufen bereits über, weil immer weniger Boten die Pakete ausliefern. Amazon erklärt private Haushalte zu Packstationen, Mieter und Eigentümer werden ihre willigen und billigen Paketlagerverwalter. Die hebeln dann den Rechtsweg für sie aus, sogar die Versicherung im Schadensfall. Die Vertragspartner, also die Händler im Becken tragen den Schaden. Die Aktie von Amazon liegt etwa bei 3500 Dollar. Irgendetwas machen sie wohl richtig! Ein Shitstorm wütete, nahm seinen typischen Lauf; und Menschen sprangen in politische Becken. Es ging um Gewerkschaften, bessere Arbeitsbedingungen, Mindestlohn. Politiker allerdings agieren heute wie Amazon. Jeff Bezos ist ihr Vorbild. Inmitten einer Pandemie ernennen sie private Kontrolleure, die Impfpässe kontrollieren sollen. Du sollst einen fremden Menschen kontrollieren. Deine Firma soll Impfpässe kontrollieren. Mächtige Menschen ziehen ihren Nutzen daraus, denn sie sehen, dass die reale Macht der Politiker schwindet. Konzerne haben zudem die besten Anwälte am Markt. Deshalb nennt man sie Lobby. Hat der Bundeskanzler in Deutschland dafür gesorgt, dass die besten Anwälte für die Kommunen arbeiten? Nein. Die Kommunen glauben noch immer an Gebührensätze von 39,—€ die Stunde. Der schlechteste aller Anwälte würde mehr Geld im Börsenbecken verdienen. Er wird wohl kaum ins Politikbecken springen. Deutsche Leitmedien haben, wie es aussieht, das Wort Cancel Culture in ihr Becken gelassen. Dieses Wort reist quasi mit gefälschtem Pass, der nicht kontrolliert wurde. Und doch setzt sich der Deutsche Kulturrat mit diesem Feind im eigenen Becken auseinander. Ein Wort, das in Deutschland Panik auslösen müsste, das einen Shitstorm auslösen müsste, wird geliebt. Das nenne ich krankhaft, narzisstisch und selbstzerstörerisch, weil sich eben jene Leitmedien wundern, dass reale Menschen ihre Kanäle boykottieren. Im Jahr 2021 gibt es eine Kultur des Auslöschens, des Streichens in Deutschland! Wenn diese Kultur, wie Akademiker es gerne nachplappern, in die Grundbuchämter springt, dann gibt es bald keine religiösen Eigentümer mehr. Wenn diese Kultur in die Einwanderungsbehörden springt, dann gibt es bald keine Einwanderer mehr. Wenn diese Kultur in den Medien einen festen Platz finden sollte, dann gibt es bald Propaganda, die die Kultur des Löschens kultiviert.