Highscore bei Massenmorden

In der ZEIT online erscheint ein Artikel über das Unglück in Volksmarsen. Ein 29 Jahre alter Mann fährt mit einem Auto in eine Menschenmenge. Mir fällt auf, dass die Autorin seine Nationalität benennt. Ich gewinne den Eindruck, dass da ein kleinkarierter Spielstand ermittelt werden muss: "Muslimischer Terror vs. Deutscher Terror." Ein Deutscher fuhr den Wagen. Damit wird das Spiel im Kommentarfeld eröffnet. Ein Psydonym schreibt: "Der Terror geht eben von Biodeutschen aus…." Die ZEIT lässt diesen Kommentar stehen. Andere Kommentare werden gelöscht. Dieses Spiel bekommt also Regeln. Gleichwohl wird in dem Artikel viel gemutmaßt. Die Regeln werden also nochmal neu aufgestellt, denn ich, als Ahnungslose, durfte bisher vermuten oder ahnen, um aufgeklärt zu werden. Es geht in diesem Artikel nicht um Opfer oder deren Namen. Es geht nicht um Interviews mit den Eltern. Dieser Artikel wird eingeschweißt geliefert. Er kommt kostenlos. Vielleicht muss ich damit zufrieden sein. Mir "schmeckt" dieser Artikel nicht. Er schien schon vor der Tat eingeschweißt. Der Täter, der das Auto fuhr, ist ein Mann. Er war nicht betrunken. Er ist 29 Jahre alt. Er gehört also zur Generation Internet. Gab es Frauen, die Autos in eine Menge steuerten? Ich habe keine Fälle gefunden. Gibt es Computerspiele, die genau diese regellosen Fahrten anbieten? Ja! Die gibt es. Das Militär kreiert andere spezielle Computerspiele um Talente zu scouten. Die digitale Welt ist heute eine Religion. Wir dürfen sie nicht kritisieren, denn wir bauen das digitale Zeitalter auf. Journalisten haben vielleicht den Abstand zur Welt verloren. Sie sind mittendrin. Sie stellen selbst Regeln auf. Sie ändern Regeln. Die Realität ist aber kein Spiel! Ein Massenmord ist nicht der normale Alltag, der Menschen abstumpfen soll. Ein Artikel über einen einzigen Massenmord muss Menschen aufrütteln, zum Nachdenken anregen; er muss Gefühle auslösen. Dieser Artikel öffnet keine Türen. Er will meine Türen im Kopf eher schließen. Was ist mit weiblichen Journalisten los? Wo ist die berühmte weibliche Intuition, die auf Spurensuche geht? Ich will wissen, was in der Welt zerstört wird. Ich will keine Tiefkühlkost, die Konzerne liefern. Ich will nicht das Eingeschweißte, das ich auftauen muss. Schließlich wird mir am Ende vorgeworfen, dass ich nicht "kochen" kann. Wie viel ist ein Menschenleben wert? Nach dem Attentat von Hanau sagte man den Menschen 30.000,—Euro zu. Es gibt also einen Wert! Welchen Wert haben also die Opfer von Volksmarsen? Kriege werden berechnet. Sie sollen sich möglichst selbst rechnen. Also! Welcher Mensch hat den höchsten Wert? Opfer oder Täter? Mann oder Frau? Wer Regeln im Spiel >Gute Mörder - schlechte Mörder< aufstellt und wer Spiele spielt, der muss das beantworten können! Das Spiel mit dem Tod kickt die meisten großen Spieler. Schlimm ist nicht, dass sie selbst abgestumpft sind. Sie wollen andere Menschen in ihrem Spiel einbauen: "Seht her. Ich fahre in euch hinein und ihr zückt ein Handy und filmt die Opfer."