Manspreading

Google ist eindeutig männlich und heterosexuell. Heute ist klar zu erkennen, wer der Geistvater ist. Es ist ganz sicher nicht Dr. Martin Luther King. Es ist J. Edgar Hoover. Struktur, Aufbau der Suchergebnisse und Verknüpfungsmethode zeigt das Profil eines alten weißen Mannes, der im Schoße seiner Kinder Menschen in der Hand haben möchte. Frische Informationen bringen Eddy in die höchsten Regierungsetagen. Die interessieren sich für Tendenz, Folgsamkeit, Bewegung und Strömung. Viele fleißige junge Sekretärinnen, die im Grunde eine sinnige Ausbildung machen könnten, arbeiten für Mr. Hoover. Dafür dürfen Sie auf seinen bunten Fahrrädern fahren. Die Menschen tippen bei Google, weil es alle machen, nicht weil Google einen Mehrwert für ihr Leben hätte. Ich finde diese Suchmaschine überflüssig, weil man dort im Grunde nur noch aufdecken kann. Eine Entdeckungsreise gab es nie. Diese Gaukelei war nur ein Magnet für drittklassige Schreibkräfte. Das mein Firmeneintrag bisher keine Bewertung hatte, zeigt, dass meine Kundschaft einen hohen IQ hat. Sie ist nicht dumm genug. Das gefällt mir. Nun müssen junge Menschen lernen, dass sie clever streben sollten, da sie sich eines Tages bewerben werden. Sie streben auf die politischen Bühnen, in die MINT-Bereiche, in die Wirtschaft. Im Grunde können sie Google meiden, allerdings verknüpft sich Google mit Youtube und anderen aufblasbaren Spielburgen. Seit gestern habe ich einen Fisch im Netz. Ein in eine kleine runde Vignette geschrumpfter Mann, etwa 70 Jahre alt, schreibt grotesk lächelnd Folgendes: "Als Auftraggeberin erhält Frau Marschner von mir (eigentlich) KEINEN STERN…" Eddy glaubt, dass er das Leben emanzipierter Menschen mit virtuellen Sternen lenken kann. Seine Anhänger folgen einer ziemlich bescheuerten Ideologie. Der Mann schreibt weiter: "…Lieb und nett => BIS DER REDETERMIN STEHT und die Rede war, der Wunsch nach Zahlung vor Weihnachten wird einfach ignoriert. Schade, das war´s denn." Lieb und nett ist der sexistische Terminus derer, die keine Ausbildung genossen haben, die manipulieren, um kaufmännische Regularien auszuhebeln. Nun denkt der Leser: "Ha. Es gibt also doch Frauenfeinde im Bestattungsbereich." Dachte ich auch. Stimmt aber nicht. Unter seinem Namen fand ich einen Schlosser, einen Dienstleister, einen Trauerbegleiter und einen psychologischen Berater. Sein Foto war immer identisch. Ideologisiert und realitätsfern ist seine Schlußbemerkung: "Schade, das war's denn." Schade in seinem Kontext meint, dass er nicht mehr weiß, was er noch vorher geschrieben hat. Das war's denn kann bei einem Stern nicht bedeuten, dass je etwas war. Nun wirklich nicht. Dieses Portal unterfordert mich dermaßen. Des Rätsels Lösung: Eine Firma schickt eine Rechnung, die korrigiert werden muss, weil die Steuernummer nicht stimmt! Eddy Hoover hat einen ganz großen Krimi aufgedeckt und archiviert! Braver Soldat. Die Designerinnen Mina Bonakdar und Elena Buscaino nehmen sich mit Slogans im Schritt ihrer Hosen das Manspreading vor. Sie posieren breitbeinig in der U-Bahn. >Give us space< steht dann im Schritt. Das ist wunderbar. Das ist erleuchtend. Diese Performance lässt die kleinen männlichen Schrumpfbilder im Google-Archive. Die beiden würde ich sofort einstellen, ausbilden und fördern, weil sie es fühlen. Kein Menschenleben ist von der Gnade einer Manmaschine abhängig.