Die Treppe

1935 skizzierte Kurt Tucholsky in seinem Sudelbuch eine Treppe. Die erste Stufe beschrieb das Sprechen. Die zweite Stufe beschrieb das Schreiben. Die dritte Stufe beschrieb das Schweigen. Er war fertig mit Deutschland. Er wollte seine Muttersprache nicht mehr sprechen. In einem politischen Brief schrieb er: "Mein Leben ist mir zu kostbar, mich unter einen Apfelbaum zu stellen und ihn zu bitten, Birnen zu produzieren. Ich nicht mehr. Ich habe mit diesem Land, dessen Sprache ich so wenig wie möglich spreche, nichts mehr zu schaffen. Möge es verrecken – möge es Rußland erobern – ich bin damit fertig.“ Am 20. Dezember 1935 nahm er in seinem Haus in Hindås eine Überdosis Tabletten. Er verstarb am 21. Dezember. Kurt Tucholskys Asche wurde im Sommer 1936 unter einer Eiche im schwedischen Mariefred bestattet. 1923 schlug er in einer Satire folgenden Grabspruch für sich vor: >>Hier ruht ein goldenes Herz und eine eiserne Schnauze - Gute Nacht __!<< Tatsächlich steht auf seiner Grabplatte >>Alles Vergängliche Ist Nur Ein Gleichnis<<. Kurt Tucholsky war kein Hobby-Linker. Er war ein Berliner. Er war nicht verkleidet. Er war Kurt. Irgendjemand muss ihn Kurt genannt haben. Für mich ist er ein wichtiges Vorbild. 1911 zog er für die SPD in den Wahlkampf. Er hat im Kern einen lahmen Apparat entlarvt. Er wollte die Arbeiter in der Klassengesellschaft aktivieren. Er hat gegen ein mächtiges Phlegma angeschrieben, dann sah er die schwarzen Wolken kommen - und niemand nahm ihn wirklich ernst. Ein Berliner verlässt Deutschland. Er möchte seine Sprache nicht mehr sprechen. Daran erkennt man, dass Berlin noch nie Deutschland war. Berlin war immer ein autonomer Organismus. Mir ist kein Mensch in der Geschichte bekannt, der eine derart intensive Aversion für seine Heimat empfunden hat. Kurt Tucholsky ging! Er blieb nicht in Deutschland. Dieser Schritt gibt seinem Satz überhaupt erst seinen tiefen Sinn. Das unterscheidet ihn von kapriziösen Modelinken, die tatsächliche Demokratie anziehen, wie eine Jacke, seinen Satz manipulieren und ausschließlich sagen: "Deutschland verrecke!" Modelinke sind der Grund, warum Kurt Tucholsky ging. Journalistinnen sollten dringend darüber nachdenken, was dieses Künast-Hauptstadt-Urteil unter einem weiblichen Kanzler (männlich nicht weiblich) meint. Journalisten sollten dringend darüber nachdenken, was dieses Künast-Hauptstadt-Urteil, schriftlich ausformuliert von einem Landgericht, das Hans Litten ein Denkmal gesetzt hat, meint. Alle könnten darüber nachdenken, warum ein Berliner, der zu den heutigen Proleten gehören würde, den man im Radio dümmliche Nebenrollen geben würde, in denen er berlinernd beweisen könnte, dass er der deutschen Sprache nicht mächtig ist, ein Regime aufzuhalten in der Lage war. Warum verehren Deutsche einen Menschen, der seine Muttersprache nicht einmal mehr ertragen konnte? Fragt die Kids um Greta. Sie haben ihn verstanden. Fragt Handwerker, die von Finanzbehörden wie Verbrecher überprüft werden. Fragt das staatliche ZDF, warum eine Willkomenskultur propagiert wird; und in diesen Tagen in der ZDF info (Instagram) Adolf Hitlers Bewunderung für den Islam besprochen wird. All das geschieht unter einem weiblichen Kanzler! Auf der Tucholsky-Treppe stand Frau Merkel immer auf der dritten Stufe. Barack Obama, ein Mann aus Amerika, hat junge deutsche Unternehmer in München ermuntert, sozial zu wirtschaften. Der weibliche Kanzler kann das nicht. Heute ist die Grabplatte Tucholskys wahrhaftiger als der gesamte deutsche Staatsapparat. Gute Nacht!