Die Toten und politische Wahlen

Dr. jur. Adolf Wermuth, geboren am 23. März 1855 in Hannover, verstarb am 11. Oktober 1927 in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Kirchhof der Schlosskirche in Berlin-Buch. Wollte er nicht im Zentrum Berlins bestattet werden? Im Jahr 2020 beschloss der Senat Berlin, das Grab von Herrn Dr. Wermuth als Ehrengrab auszuzeichnen. Erst 93 Jahre nach seinem Tod hebt der Senat Berlin ein Grab in Berlin-Buch in den Status Ehrengrab? In Berlin-Gropiusstadt gibt es den Wermuthweg, der an ihn erinnern soll. Spiegelt das Parteiarbeit? Wer war dieser Typ? Lassen wir die Toten für sich sprechen. Adolf Wermuth war ein Volljurist, ein promovierter Akademiker. Er studierte an der Uni Leipzig, Heidelberg und Göttingen. Er war Amtsrichter in Peine und später in Oppeln. Er wurde Reichskommissar und übernahm die Leitung der deutschen Beiträge für die Weltausstellung, die Expo, in Melbourne. Er war ein parteiloser Politiker. Er war parteiloser Bürgermeister der Stadt Berlin. Von 1912 - 1920 regierte also ein parteiloser Bürgermeister eine Stadt mit 6 Bezirken (Mitte, Tiergarten, Wedding, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg). Groß-Berlin war damals eine Art Zweckverband. Martin Kirschner, sein Vorgänger, wurde recht schnell Ehrenbürger Berlins, obgleich er nur von 1911-1912 in Berlin regierte. Adolf Wermuth. Warum wollte er keiner Partei angehören? Weil er, esoterisch betrachtet, ein Widder war? War er vielleicht ein domineering bossy, der mit gruppendynamischer Selbsterfahrung nichts anfangen konnte? War er ein Leader? Während und nach dem 1. Weltkrieg war ihm die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung wichtig. Das ist richtig nett. Er erfand die Lebensmittelkarten. Die Rationierung bewirkte eine gerechte Verteilung der Lebensmittel. Meine Großmutter kannte die Lebensmittelknappheit und besaß diese Karten; und so konnte sie "Babylon Berlin" erleben. Sie sprang quasi mit Dr. Adolf Wermuth in die Zukunft. Er erkannte, dass bei jeder Berlin-Planung zu viele gleichberechtigte Bürgermeister am Tisch saßen, die nur ihre Interessen der jeweiligen Gemeinde sahen. Sie sahen nicht das große Ganze. Er wollte die Infrastruktur der Hauptstadtregion in der nötigen Geschwindigkeit weiterentwickeln: Planung der Kanalisation, der Stromversorgung, der Straßen, der Tram, der U-Bahn. Das Groß-Berlin-Gesetz untermauerte seine gesamte Arbeit, und das moderne Berlin konnte entstehen. Er struktierierte die Einheitsgemeinde in nur 8 Jahren. Heute braucht der Bau eines Berliner Flughafens 10 Jahre, die Reparatur einer Brücke in Charlottenburg 15 Jahre. Durch die Arbeit von Dr. Wermuth explodierte das kultuerelle Leben in den Folgejahren und zog Künstler aus aller Welt an. Das "Babylon Berlin" der wilden zwanziger Jahre war geboren. In Neukölln, Schöneberg und Moabit eröffneten zahlreiche Varieté- und Filmtheater. In Johannisthal wurde auf dem alten Flugplatz das damals größte Filmatelier der Welt eröffnet. Es herrschte schnell Wohnungsmangel. Die Zeit des "Neuen Bauens" brach an. Die vielen Hinterhofkinder wissen um die schicken sozialen Wohnungsbauten. Wohnsiedlungen für Menschen mit geringem Einkommen entstanden: Die Hufeisensiedlung in Neukölln, die Weiße Stadt Reinickendorf; die Gartenstadt Falkenberg gehört heute zum Weltkulturerbe der UNESCO. Diese Anlagen mussten verantwortlich betrieben werden. Das öffentliche System der Wohnungsbauförderung entstand. Wohnungsbaugesellschaften mussten gegründet werden. Den Anfang machte die berliner Gewobag, mit heutigem Sitz in Moabit. Dr. Wermuth hatte natürlich viele Gegner, sicher auch Neider und narzisstisch Gekränkte. Warum war er in keiner Partei? Am Ende reichte eine Intrige und ein Streik aus und die Regierenden ließen ihn fallen. Weil er in keiner Partei war? Soll ich heute Bettina Jarasch von den Grünen wählen? Sie möchte Bürgermeisterin von Berlin werden. Kann sie eine Mega-Hauptstadt komponieren, kann sie deligieren, kann sie überhaupt regieren? Ist sie ein bossy? Kann sie nach Corona das Geld aufbringen, um die U-Bahn-Netze in kurzer Zeit auszubauen? Kann sie einen sozialen Wohnungsbau für Geringverdiener auf die Beine stellen? Wie will sie die Fahrradwege ausbauen? Hat sie einen Verkehrsplan? Weiß sie, wie man Künstler in eine Stadt zieht? Könnte sie, mit dem politischen Erbe Wermuths, Schulen in 8 Jahren sanieren, digitalisieren? Kann sie die Arbeit der Stadtverwaltung effektiver machen? Ihre Website finde ich politisch mager. Was würde ihr Dr. Wermuth sagen? Mir sagt er: "Bleib parteilos."