Verlierer

Verlierer sind in der deutschen Gesellschaft nicht mehr vorgesehen. Alte Menschen sterben nicht erst an Covid. Sie wurden durch den Immobilienboom - in Berlin spürbar - verdrängt. In ganz Berlin-Mitte lebt keine alte Dame mehr, die sich auf eine Parkbank setzen könnte. Es braucht auf Youtube eine Aktien-Oma, die gefeiert wird, weil sie 2 Millionen Euro Gewinn an der Börse einfährt, Bücher schreibt und Kurse gibt. Ihr Beruf bleibt Lehrerin, die nur eben pensioniert ist. Nach dem Tod ihres Mannes spekulierte sie an der Börse, weil sie Lust dazu hatte. Alte müssen verrückt sein - wie Cher. Andernfalls interessiert sich niemand für sie. Ein junger Mann wird in der ZEIT als junger Unternehmer beschrieben, dessen Aktien seit Covid durch die Decke gegangen sind. In seiner Freizeit pflegt er Alte. Er pflegt also einen alten Menschen, weil er selbst reich ist. Die Metapher ist ekelhaft. Alt meint heute einfach nur: Es ist nicht neu. Ein alter Mensch muss neu sein. Er muss wenigstens mit Aktien handeln, Facebook verwalten, bei Twitter posten und auf Instagram seine Enkelkinder zeigen. Gewinner brauchen das Neue, auch wenn es das Alte ist. Nur so ist ein Donald Trump in der Krise möglich. Es geht nicht darum, dass er Amerikaner ist. Er ist ein Gewinner! Das mögen Menschen weltweit. Er gewinnt; und so gewinnt er auch dann, wenn er verliert. Er kann gar nicht verlieren, weil er nicht verlieren will. Dachte ein deutscher Journalist, dass Donald Trump nach Hause geht, weint, in tiefe Depressionen stürzt? Deutsche Politiker sind vorrangig keine Gewinner. Schlimm ist, dass sie keine guten Verlierer sind. Und deshalb spielen sie jung und geschäftig. Sie stellen E-Tretroller auf die Straßen. Dabei könnten sie elektrische Golfcars in den Parkraum stellen und/oder subventionieren, damit Menschen gemütlich durch die Bezirke tuckeln können. Es ist alt - aber es macht Spaß. Zudem hätte der reguläre Berufverkehr mehr Raum. Auf Alibaba.com kosten diese Fahrzeuge 4.000 Euro. Die Cars könnten Shelby, Cobra, Mustang, GT heißen. Niemand fragte je ohne Vorwürfe: Was machen wir eigentlich, wenn die Nazis erstarken? Dürfen wir dann in den Untergrund gehen? Was werden wir dann tun? Deutsche Politiker interessierte diese Frage nie wirklich; und deshalb kann man auf Alibaba.com Naziuniformen herstellen lassen. Mützen von der SS werden in Pakistan hergestellt. Sie laufen als Gedenkartikel. Ich gehe nicht davon aus, dass ein Mann aus Pakistan dumm ist, denn immerhin findet er eine Uniform, produziert sie, findet das Internetportal und fährt Millionen ein. Die Aktie von Alibaba steigt. Kein Crash. Kein Aufschrei. Keine Außenpolitik. Trump ist ein Keimling. Politiker in Deutschland sind bewusste Verlierer. Sie wissen nicht mehr, wie sich ein wirklicher Gewinner fühlt, wie ein echter Gewinner für alle Menschen wirtschaftet, wie ein Gewinner gefeiert wird? Verlierer drucken Geld. Das ist peinlich und verschwitzt, denn Gewinner "drucken" die Kryptowährung. Medienunternehmen spekulieren an der Börse. Das Fremdkapital steigt. In welche Nachrichten werden sie also getrieben? Journalisten beobachten das nicht. Sie sind jammernde Verlierer. Deutsche Politik ist toxisch. Sie hat einen Pilzbefall am Stamm. Vor lauter Migräne kommen keine Ideen; und das öffnet die Türen für Gewinner. Welche Gewinner kommen? Das ist nicht die Frage. Wann die Gewinner kommen? Das ist die Frage. Es gab unter Konfuzius ein schönes Sprichwort. Es besagt, dass man im Leben ein einziges Mal alles verlieren muss. Nur so öffnen sich die Türen zum großen Glück. Chinesen verbrennen bei einer Beerdigung gedruckte Dollar-Noten und kleine Goldbarren aus Pappe. Ein symbolischer Akt, mit dem man tatsächlich gewinnt.