David

1966 wird David in Berlin geboren. Im Alter von 14 Jahren, im Jahr 1981, besucht er in Frankreich seine kleine Schwester. Er will über einen Zaun klettern, um auf das Grundstück der Großeltern zu gelangen. Er verliert das Gleichgewicht und fällt auf einen Zaunspieß aus Stahl. Das Blut muss in Litern geflossen sein. Seine Organe waren selbstredend verletzt. Im Krankenhaus können die Ärzte Davids Körper nicht mehr ins Leben bringen. Der Berliner, der nicht zufällig David heißt, ist tot. Fotografen kommen. Sie wollen seinen toten Körper fleddern. Krankhaft schleichen sie durch die Treppenhäuser des Krankenhauses. Sie schießen den toten David im Sarg ab. Frankreich, offenkundig stilvoll und respektvoll, verbietet die Veröffentlichung der Fotos. Das rechte Deputatgesinde, das Hausgesinde der BILD veröffentlicht das Foto für Deutschland. David liegt tot im Sarg. Seine Mutter bleibt in Deutschland eine Verräterin. Sie wird 1938 in eine Welt geboren, die zusammengebrochen ist. Wie so viele junge Mädchen und Frauen soll sie das Fräulein Saubermann im Dreck spielen. Um die Nazivergangenheit ihrer Mutter zu vermalen, spielt sie die Prinzessin, die einmal Königin werden soll. Die Mutter von David geht nach Frankreich. Sie stellt dort ganz klar, dass sie kein Bosch ist. Sie stellt dort deutlich klar, dass sie mit Franzosen, den Feinden Deutschlands, leben möchte. Bevor David zur Welt kommt, lebt sie. Sie liebt einen männlichen Franzosen, der elegant, frech und selbstbewusst ist. Er ist kein Hanswurst, wie der Eichmann, den Hannah Arendt in den 1960 Jahren korrekt erkennt und klar beschreibt. Die Mutter von David trinkt, sie raucht öffentlich und manchmal fast männlich, sie lacht unverhohlen und laut. Sie arbeitet in einer Welt, die mental und physisch völlig am Ende ist. Deutsche wissen in dieser Zeit nicht, wer sie nun eigentlich sein wollen. Sind sie Nazis, sind sie Widerstandskämpfer, sind sie couragierte Antifaschisten, sind sie konvertierte Juden. Davids Mutter weiß genau, wer sie ist und wo sie sein möchte. Nach dem Tod ihres Sohnes ist sie Gast in einem französischen TV-Sender. Ganz ruhig fragt sie: "Und wo ist die Moral? Wo ist die Menschenwürde?" // Lieber Michel Friedmann, Sie arbeiten seit Jahren, so auch im Jahr 2025, unermüdlich für die Menschenrechte. Sie arbeiten gegen die Faschisten und gegen Nazis. Sie gehen sogar gegen die AfD vor; und sie treten für die Menschenwürde ein. Lieber Herr Friedmann, in Deutschland gab es nie auch nur einen Menschen, dem die Würde eines anderen Menschen wirklich wichtig war. Ich könnte sie im schlimmsten Ernstfall nicht einmal am Standort Am Lokdepot, im tradierten Marlene Dietrich-Bezirk Schöneberg, verstecken. Das weiß ich heute ganz gewiss. Die selbsternannte deutsche Herrschaft hat Romy Schneider dafür gehasst, dass sie ihren Sohn bewusst David nannte, also nicht Otto. Eine beschissen verlogen deutsche Eichmann-Herrschaft fand es damals unerhört, dass Romy Schneider nicht den - vor ihrer Geburt - eingeleiteten Untergang ihrer Mutter neu ausmalte. Romy Schneider war keine zerbrochene Frau. Sie war kein Kaleidoskop. Sie schrie und weinte nicht, als ihr Sohn starb. Sie trommelte auch nicht auf den Arzt im Krankenhaus ein. Die Bosch, die deutschen Medien, fledderten ihren toten Sohn. David sollte büßen, weil die Bosch für Romy Schneider zu dumm und zu kleinkariert blieben. Die gepflegte Menschenwürde, lieber Herr Friedmann, gab es nie! Es ist eine schöne Idee. Es ist ein schöner politischer Slogan. Ja! Es ist eine Vision.