Die soziale Distanz

Normalerweise ist die soziale Distanz kein Problem. Ein Mensch kann sich aus vielfältigsten Gründen zurückziehen. Trauer ist so ein Grund. Wut ist ein Grund. Gekränkte Eitelkeit ist ein Grund. Langeweile ist ein Grund. Respekt ist natürlich ein Grund. Angst ist ein Grund. Es wird zum Problem, wenn die soziale Distanz verordnet wird, weil Menschen in ihrer Struktur soziale Wesen sind. Diese sozialen Wesen haben sich mit der Hong Kong Grippe angesteckt, mit der spanischen Grippe und mit jeder leichten Erkältung. Bei der heutigen Pandemie und der verordneten sozialen Distanz poppen sofort die Diktaturen auf: "Husten Sie woanders hin. Da sitzen noch immer Menschen im Park. Die haben ja wohl nichts verstanden." Jene Menschen haben allerdings verstanden, dass man sich in einer Herde anstecken kann, weil es zum sozialen Leben gehört. Nun haben wir ein Infektionsschutzgesetz, das es natürlich einzuhalten gilt. Wenn europäische Grenzen dicht gemacht werden, um andere Menschen auszusperren, muss sich eine demokratische Gesellschaft bewegen. Mir geht es viel zu weit, denn niemand hätte sich gewagt, die Grenzen nach Tschernobyl zu schließen. Wenn Medien, wie der Spiegel, von Diktaturen schwärmen, also deren wunderbaren Umgang mit der Pandemie aus jedem politischen Kontext reißen, dann muss man als Demokrat absolut hellhörig werden. Offenkundig scheinen mental auffällige Schreiberlinge, die Menschen in Parks anklagen, noch immer nicht verstanden zu haben, was Isolation bedeutet. Es bedeutet, dass Menschen ganz legitim beseitigt werden. Wenn man sich aus dem Alltagsbild schneiden lässt, dann muss man einer Kanzlerin vertrauen, die wenig demokratische Strukturen bewiesen hat, weil sie schwieg, die bei Amtsantritt alle Kontrahenten beseitigte, die ihre konservative CDU in die Mitte verlegte, um sie dann nach links zu schieben. Es ist eine Kanzlerin, die den Medien zeigte, dass sie wichtige Interviews mit einem Youtuber führen kann - dass sie also keine Leitmedien braucht. Als ehemalige "West-Berlinerin" reagiere ich persönlich sehr empfindlich auf Worte: >>Isolation! Grenzen dicht machen! Soziale Distanz!<< Natürlich gibt es Dummköpfe in jedem System. Es gibt Hornochsen, die ein Video von feiernden Italienern zeigen, die auf ihren Balkonen einst sangen und musizierten. Die Katastrophe in Italien interessiert aber in der sozialen Distanz niemanden. Worüber schreiben die Medien nicht? Sie schreiben nicht darüber, dass die Regierung das enorm große Sparvermögen der Deutschen in die Schmelze zwingt, denn jetzt muss jeder Isolierte ans Eingemachte, wahrscheinlich müssen Isolierte auch Schulden aufnehmen. Jetzt sinken die Immobilienwerte, die Aktienwerte. Wenn man in so einer Zeit mit Diktaturen liebäugelt, dann zündelt man doch wissentlich an der Demokratie herum, denn beim Spiegel arbeiten doch keine dummen Menschen. Zu den dauernden Echos, die langsam nervende Papageien produzieren, kommen keine demokratischen Ideen, wie man eine Krise um ein Virus eindämmen kann - und die gibt es. Am Ende muss jemand die Grenzen wieder öffnen, die Isolation lösen, den sozialen Kontakt herstellen und das wird heute nicht propagiert.