Eine Einladung zum Kongress

Ich freue mich, besonders nach dem Lockdown, dass ich wieder Vorträge halten darf. Aktuell werde ich einen Vortrag an der Universität Flensburg halten. Nun animiere ich Hinterbliebene selbst gerne, die Trauerrede für eine Bestattung zu halten. Gleichwohl kenne ich die Schweißausbrüche, den Stressfaktor, eine Art Lampenfieber, ausgelöst durch ein vermeintliches Rampenlicht, das den Fokus auf die eigene Person legt - ohne es zu wollen. Warum werde ich eingeladen? Weil ich extrem kontrovers bin. Weil ich mich nicht anbiedere. Weil ich unangenehme Wahrheiten auf Tische bringe - ohne das feine Porzellan zu ruinieren. Wenn ich mich auf Sprachvorträge vorbereite, dann muss ich mich bewegen. Meist laufe ich durch einen Raum und denke. Früher habe ich sogar vor dem Spiegel trainiert, weil ich mir keine Pannen leisten möchte, wie zum Beispiel Frau Baerbock, die vor versammelter Presse 2 Mal NAKO statt NATO sagt. Ich wurde natürlich nicht für den Satz "keine Ahnung" ausgebildet. Das kann sich heute nur noch Robert Habeck bei Herrn Lanz leisten. Einen Teil meines Vortrages werde ich dem Thema Korruption widmen müssen. Die kindischen Umschreibungen passen nicht zu mir. Hier muss ich laut sein, um die Totenruhe zu wahren. Die Würdenträger sehen das offenkundig anders. Mein Herzensthema bleibt die bahnbrechende Arbeit der Gay-Community für die gesamte Gesellschaft. AIDS war der Tornado, den Männer nicht fürchteten; und so wurde im Laufe der Jahre aus dem erzkonservativen Bestattungsritus ein Celebration of Life für alle. Mit der Öffentlichkeitsarbeit um AIDS trauten sich Frauen offen über ihre Krebserkrankung zu sprechen. Sie sprachen offen über ihre krebskranken Kinder und oder Partner. Ein langer und mühsamer Weg wurde beschritten. Dem Stigma "Schwulenseuche" wurde stilvoll und proud der Mittelfinger gezeigt. Hospize wurden gegründet, die AIDS Hilfe wurde gegründet, Miethäuser gingen in Stiftungen für Pflegebedürftige über. Die Kirche PositHIV formierte sich mit Gottesdiensten und Seelsorge. Ich erinnere verbeamtete Menschen in Behörden, die von ihren Tischen abrückten, weil sie tatsächlich dachten, ein Leichenschauschein, der den Vermerk HIV trug, könnte sie infizieren. Natürlich war ich somit auch eine "Überträgerin" jener "Schwulenseuche". In der medialen Hysterie während des Lockdowns um Corona dankte ich täglich den Göttern, dass AIDS akut in den 1990er Jahren besprochen wurde, also nicht im Jahr 2020. Klar ist für mich, dass man homosexuelle Menschen sofort registriert und in Gettos gesperrt hätte. Heute würden Eltern die eigenen Kinder dafür missbrauchen, also deren Schutz als Vorwand vorbringen - obendrauf die eigene Homophobie als Toleranz verkaufen.
Das Wort Kongress ist aus dem Verb congredi gemacht. Con meint 'zusammen' und gradi meint 'gehen, schreiten'. Ich darf also de facto keinen gebeugten, anbiedernden Eindruck machen. Andernfalls entsteht der berechtigte Eindruck, dass eine Falsche eingeladen wurde.