Denkmalpflege

Denkmalpflege klingt konservativ, beschreibt aber lediglich einen kausalen Zusammenhang: Kunst . Kultur . Denkmalpflege. Verlust . Kultur . Denkmalpflege. Denkmalpflege fördert eine Disziplin. Geduld . Erinnerung . Denkmäler pflegen. Nach dem Abzug der Alliierten wurde die Denkmalpflege in Berlin still und leise abgeschafft. Es ging immer nur um Geld. Landschaftsgärtner sind zu teuer. Diäten müssen schließlich erhöht werden. Denkmäler müssen von Fachfirmen restauriert werden. Geld verschwindet scheinbar auf unerklärliche Weise, bis es wieder auftaucht - zum Beispiel auf Spieltischen des Berliner Bankenskandals. Der linke Flügel der Linken, heute durch die politische Rumpfmitte abgetrennt, findet Denkmalpflege faschistisch. Der rechte Flügel der Rechten, heute durch die politische Rumpfmitte abgetrennt, nennt Denkmäler eine Schande. Die Rechten der Rechten und die Linken der Linken streiten und kämpfen seit Jahren und der Rumpf wartet seit Jahren auf Flügel, auf eine dynamische Balance. Und während alle streiten und warten - Demokratie meint eigentlich viel Aktivität - rodeln, reiten und biken wahre Demokraten über das Gelände einer Gedenkstätte. Ausflugsziel für Wintersport auf den Massengräbern des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Familien werden die Ruhe genießen und kleinen Kindern wird es erst später dämmern: "Rodelten unsere Eltern mit uns über ein ehemaliges KZ-Gelände?" In der Schule wird jeder >Mein Kampf< studiert haben. Im Internet wurden und werden sie alle über Jahre scheinbar diffus bestrahlt. Klar ist dann gar nichts mehr; und unter Umständen identifiziert ein Heranwachsender in einem konservativen Sozialdemokraten, der Denkmalpflege fordert, den Nazi schlechthin. Hinzu kommt, dass ihm Medien einen Mann im fernen Amerika zeigen, der ein Sweatshirt mit dem Aufdruck Camp Auschwitz trägt. Unter Umständen wird ihm klar, dass er politisch im linken Flügel der Linken steht, Amerika ein Land der Faschisten und Kapitalisten ist, denn seine demokratisch toleranten Eltern besuchten mit ihm die Gedenkstätte des ehemaligen KZ's Buchenwald. Papa fuhr Ski auf Gräbern und Mama zog den Schlitten. Viele Jahre später wird seine Großmutter sterben. Er muss nicht zum Friedhof, denn Oma hat in der Schweiz eine tolle Organisation gefunden, mit der sie ihrem Leben selbst ein Ende setzen kann. Ihre Asche bleibt romantischerweise in der Naturschweiz. Er kommt vielleicht zu dem Ergebnis: "Die NS-Euthanasie war doch eigentlich ganz okay." Schließlich weiß er sicher, dass er ein Demokrat ist, denn Papa und Mama schürten in Buchenwald keinen Rassenhass. Sie rodelten einfach nur über das Massengrab der Ermordeten. Ich glaube, dass Menschen, die Weltgeschichte besudeln, die wertvolle Denkmäler berodeln und bespaßen bereits lupenreine Faschisten sind. Links oder rechts spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr.