Die Funkensprüher für 2023

Am 31.12.2022 war ich natürlich in meinem Geschäft. Um keine Fakenews zu verbreiten, muss ich schreiben, dass mir die Jahresabschlüsse tatsächlich Freude bereiten. Ich könnte natürlich auch Käseigel für eine Party vorbereiten. Das ist allerdings nicht mein Steckenpferdchen. Die Magie einer guten Ausbildung wirkt. Um genau 23:50 Uhr nehme ich eine kleine Flasche "Prosetschio" aus dem Kühlschrank und befülle ein Glas. Um genau 23:55 Uhr gehe ich auf meine Terrasse. Ich warte und schaue aus meiner Jacke heraus. Der halbe Mond am Himmel dämmert. Er hängt wie eine leere Crackerschale im Universum, während die ersten wilden Funken ihn umsprühen. Die Monumentenbrücke füllt sich mit Menschen, die gemeinsam warten. Die ersten Gruppen zählen dann die letzten zehn Sekunden 'runter. Und dann knallen die Böller, die die alten Geister und Trolle verjagen. Paare küssen sich sogar. Sonnengebilde pfeifen durch die Luft. Funken regnen am Mond vorbei. Gold, rot, silber und violett sieht das Jahr 2023 aus. Ich hebe mein Glas und verabschiede mich. Der mausgraue Mond schweigt. Seine Verwandlung braucht Zeit. Er scheint ein Mahnmal geworden: "Nicht ökologisch, nicht tierfreundlich, nicht ökonomisch, nicht politisch korrekt." Die Bürgermeisterin hat Sylvester versäumt. Sie bat das Künstlerduo Drift nicht um Erleuchtung. Ein junges Paar springt auf meine Terrasse. Sie wünschen nichts. Sie sind bereits im Zeit-Licht-Tunnel. Wenn Sie rauskommen wirkt das Universum wieder etwas dunkler. Er fotografiert seine Geliebte vor dem berliner Himmel, der wie ein Hightech-Käseigel explodiert, sprüht, in allen Farben leuchtet, aufblitzt und abregnet. Ich befülle erneut mein Glas, kippe die Trauer mit mulmigen Gefühlen in die Freude hinein, nachdem ich mich verabschiedet habe. Etwa dreißig Minuten später begrüße ich das Neue, das Unbekannte, die Zukunft, das unbefleckte 2023. Ich freue mich über die Geburtsstunde, über das Unbesudelte, das Reine, das Echte, das mich mitnehmen will. Wie werden Menschen dieses neue Jahr gestalten? Was haben sie vor? Wie werden sie sich in diesem neuen Jahr formieren? Wie und wo werden sie auftreten? Fragen, die keine Antworten brauchen. Die Regierung sollte genauer kontrolliert werden. Sie schraubt an der Erbschaftssteuer herum. Sie behauptet, dass sie die Superreichen, der politische Apparat gehört dazu, ernsthaft besteuern will. Sie liebäugelt mit jenen Immobilien, die sie verkauft hatte, weil sie nicht in der Lage war, den Wohnungsmarkt zu verwalten und zu bestellen. Sie verkaufte marode Bauten und Wohnungen, sie wurde steinreich durch die Grunderwerbssteuer und durch die Grundsteuer. Menschen sanierten diese Wohnungen und diese Häuser. Dafür schafften sie viel Arbeit für die Baubranche. Die Mehrwertsteuer floss in rauen Mengen in unbeaufsichtigte Verwaltungskassen. Nun möchten jene politischen Herrschaften an der Erbschaftssteuer schrauben, die nicht einmal ein Kassenbuch führen können. Die Erben, getroffen wird nur der gehobene Mittelstand, sollen ihre Wohnungen gefälligst wieder verkaufen, sollten sie die Erbschaftssteuer nicht zahlen können. Denn damit spült sich erneut und zusätzlich die Grunderwerbssteuer in die Kassen, die, rein buchhalterisch, kein Politiker im Griff hat. Nur dadurch steigen die Mieten ins Unermessliche. Unbildung ist überhaupt nicht verwerflich. Unbildung, die regiert, ist untragbar. Wir dürfen in 2023 weder sterben noch vererben! Keine Zeit.