Fehler

Viele Menschen stürzen sich nach einem Trauerfall in die Arbeit. Viele Menschen müssen diesen Fehler auch machen. Sie können schlicht nicht in einer Firma fehlen. Das wurde vor langer Zeit kultiviert: "Die Arbeit wird Dich ablenken. Du kommst raus. Du fällst nicht in ein schwarzes Loch." Richtig wäre es, sich in den Kummer zu stürzen, wie Alice im Wunderland, ans Meer zu fahren, in den Himmel zu schauen, sich in einem Hotel verwöhnen zu lassen, eine Kur zu machen. Kur? Gibt es diese Möglichkeit überhaupt noch? Das Sterbegeld der Krankenkassen (2000,—€ bis 3000,—DM) wurde gekürzt, später gestrichen. Das Ersparte sinkt. Die Angst vor Verlust wurde mit dem Todesfall bestätigt. Vermutlich müssen die Macher der Weltgeschichte mit der Angst arbeiten. Die Angst vor Verlust steht im Grunde immer im Mittelpunkt. Das Geld verlieren, die Familie verlieren, die Arbeit verlieren, den eigenen Namen verlieren (AKK), die Freunde verlieren, das Essen verlieren, eine Stellung verlieren. Die Geldwirtschaft muss mit der Angst arbeiten. Anlagen schützen vor Verlust. PIN und TAN halten die Hacker fern. Wann immer ein Bankangestellter - dramatisch angehaucht - zu mir sagt "Sie müssen dringend online banking machen. Sie brauchen eine Telefon PIN.", höre ich heraus: "Sie müssen kostenlos für uns arbeiten, andernfalls geht unsere Welt unter. Sie sind ihr eigener Dienstleister." Die Angst treibt ihn. Er verliert seine Arbeit, wenn er die Texte seines Vorgesetzten nicht nachspricht. Kein Mensch weigert sich: "Wenn ich es nicht mache, dann macht es ein anderer." Die nackte Angst vor Verlust in einem Wettbewerb wird übertragen. Der Staat wird permanent erpresst: "Wenn wir nicht…dann fallen viele Arbeitsplätze weg." Ich treffe seit über zwanzig Jahren Verlierer in meinem Beruf. Es sind wunderbare Menschen. Sie sind überaus intelligent, sie sind stärker als sie es selbst vermuteten. Sie kämen nicht ansatzweise auf die Idee, eine Kur machen zu wollen. Warum eigentlich nicht? Die Pflege von Körper und Geist ist heute ein Luxussegment im Bereich Politik. Die Angst vor Verlust ist begründet, denn steigenden Beiträgen stehen sinkende Kostenübernahmen gegenüber. Die günstige Welt der Heilbehandlungen wird von einer Industrie vergraben. Verlierer sehen besser. Eine Spybrille störte sie beim Denken, beim Fühlen und bei der Innenschau. Dachten Journalisten, dass Verlierer dumm sind? Wahrscheinlich schon. Dachten sie, dass Menschen, die einen kranken Menschen in den Tod begleitet haben, blind sind? Wahrscheinlich schon. Schlechte Journalisten beleben eine de facto tote Welt, also das Internet. Sie fischen in toten Becken, die scheinbar lebendig sind. Die Artikel belegen es. Sie sind nicht selten leblos: Der Flughafen Schönefeld wird mehr als 7 Milliarden Euro kosten. Der Flughafenchef sagte etwas dazu. Der Bausenator sagte etwas dazu. Recherchen eines Fernsehsenders, die das Becken ebenfalls beleben, werden eingepflegt. Der Finanzsenator sagte auch noch etwas von Optimierung. Optimierung? Ein Bauwerk in Berlin sprengt mit 7 Milliarden Euro den gesamten europäischen Rahmen, da der Bau der Europäischen Zentralbank 1 Milliarde Euro kostete; und der Berliner Finanzsenator spricht von Optimierung? Er tritt nicht zurück? Nach dem Berliner Bankenskandal und nach den jahrelangen Bemühungen der Bürger, ihre Stadt aus dem Minus zu bringen, "rotzen" Journalisten ihre Artikel in tote Becken, ohne auf die Kernfragen zu stoßen? Das ist im Zeitalter der Flüchtlingkrise, der Lebenskrisen, der sinkenden Gehälter, der Wohnungsnot und der Klimakrise nicht nur eine Schande für die Bevölkerung Berlins. Es ist das peinliche Zeugnis sogenannter Gewinner, die ihren Berufsstand, für Preise und gute Beziehungen, verkaufen; und damit ist es ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die diese Stadt finanzieren. 7 Milliarden Euro! Deshalb wohnen Menschen nicht im sozialen Wohnungsbau. Wegen 7 Milliarden Euro fummelt die LINKE, bei bestehenden Gesetzen, am Mietendeckel herum. Bei einem Desaster von 7 Milliarden Euro möchte die SPD Wohnungseigentümer enteignen und bevormunden! Wegen 7 Milliarden Euro wohnen Menschen in Zelten und Containern. Wegen 7 Milliarden Euro schieben unterbezahlte Kassiererinnen Wurst über einen Scanner. Jeder Neuntklässler hat bei 7 Milliarden Euro eine Vision. Und welche Vision hast Du?