Falsche Propheten

Medien wissen nicht, wie groß die Krise ist, in der sie selbst stecken. Profit, Auflage, monotone Agenturbecken verwandeln Chefredakteure in Propheten. Propheten brauchen immer Projektionsflächen. Strategen können diesen Umstand nutzen. Das ist für den Fortbestand einer friedlichen Gesellschaft extrem bedrohlich. Das erste Mal fiel es mir auf, als Martin Schulz (SPD) ein sichtbarer Politiker wurde. Ich war geschockt und versuchte mir vorzustellen, wie genau Herr Schulz aus Würselen Deutschland in Europa vertritt. Er hatte keine relevante Vita. Die Medien nannten ihn den Heiligen Martin. Sie zeichneten einen Messias. Sie pusteten Wind in seinen Rücken. Sie kündigten ein Schwergewicht an. Die Propheten waren spürbar erhaben. Martin Schulz hatte weder Stimme noch Auftritt. Anne Will musste sich das Lachen verkneifen, als er irgendeine Schau mir in die Augen-Geschichte erzählte. Die Geschichte über seine vergangene Alkoholabhängigkeit sollte ihm eine männliche Attitüde geben. Eine über die Maße peinliche Geschichte, die Handwerker und Arbeiter ziehen sollte: Ein schmutziger Bauarbeiter braucht sein Bier - wenn er auf dem Dach bleiben will. Martin Schulz, seit 2013 Träger des Preises "Lachender Amtsschimmel" des Deutschen Beamtenbundes, wurde zum Kanzlerkandidaten (Bundestagswahl 2017) gewählt. Unverständlicherweise wurden seine peinlichen Auftritte von den Medien als Schulz-Zug, als Schulz-Effekt bezeichnet. Dann verschwand Herr Schulz von der Bildfläche. Zu welchen weiteren Absprachen ist ein Würdenträger bereit, der bei öffentlichen Auftritten seine Anheizer auffordert Martin, Martin, Martin zu rufen? Die SPD liegt angezählt am Boden und Herr Schulz verleiht sich heute bei Twitter den Titel "Glühender Sozialdemokrat". Strategen würden das hinterfragen. Propheten machen das nicht. Nach dem missglückten ZDF Interview mit Björn Höcke gab es eine Art von Freudentanz in den Medien. Die Propheten der durch die Geschichte belasteten Rundfunkanstalt machen ihre Anhänger glauben, dass Adolf Hitler unter dem Decknamen Björn Höcke lebt. Ein fatales Trugbild für eine demokratische Gesellschaft. Für mich ist Björn Höcke politisch nicht relevant. In dem ZDF Interview sollen AfD Politiker raten, aus welchen Büchern jeweils vorgelesene Sätze stammen. Zur Wahl steht ein Buch von Herrn Höcke und Mein Kampf von Adolf Hitler. Alle Befragten sagen, dass sie Mein Kampf nicht gelesen haben. Zwei raten in offenkundiger Unkenntnis. Der ZDF Moderator konfrontiert Herrn Höcke mit den kurzen Fragefilmchen und sagt: "Ihre eigenen Leute können da nicht sagen ob das Höcke oder schon Hitler ist. Was sagt das über ihre Sprache aus?" Nach Minute X bricht Björn Höcke das Gespräch ab. Eine Drohung verneint er. Dieses Gespräch erinnert mich sofort an die Facebook App Frag den Adolf Hitler. Das ZDF Interview ging politisch gründlich in die Hose. Wer Adolf Hitler sucht, sollte in Zukunft eine gründliche Therapie machen. Ich bin dafür, dass man den wahllosen Ausverkauf und die Inflationierung der gesamten NS-Zeit strafrechtlich verfolgt. Mein Kampf in Schulen. Schäubles Hitler Putin Vergleich. DIE WELT vergleicht Hitler und Trump. LE POINT vergleicht Erdogan mit Hitler…Das ist ein Religionsersatz, der nicht mehr hinnehmbar ist. Diese Art von Besessenheit hat nichts mehr mit einer politischen Haltung gemein. Am Ende können Aussagen zur gesamten Funkkontrolle mit Aussagen von Goebbels verglichen werden. Shame on you ZDF.