Missmut durch verkürzte Informationen

Mich selbst macht es stutzig, dass im Zeitalter von Internet auch Medien daran glauben, dass andere Medien gleichförmig berichten, dass Leser nur durch einen einzigen Informationstunnel gehen. Die Kanzlerin sagt, dass es für den Fall der Fälle in Deutschland 2800 Intensivbetten in den Kliniken gibt. Das scheint eine verkürzte Nachricht, denn der Chefvirologe der Charité Berlin führt in einem anderen Medium genauer aus, dass es 2800 bereits belegte Betten gibt. Wir müssen ein ziemlich gesundes Land sein, wenn man die Anzahl der Intensivbetten in allen Kliniken Deutschlands auf 2800 Stück runterkürzen konnte.Vor etwa zwei Jahren starben knapp 25000 Menschen an den Folgen einer Grippe. Kein Notstand. Die Süddeutsche Zeitung schreibt heute über die Vorgehensweise in Großbritannien. Zunächst fallen bei diesem Artikel die unangenehmen Vorwürfe auf, die man in einer Zeitung nicht finden will. Großbritannien setzt beim Thema Corona auf Herdenimmunität. Viele Menschen stecken sich an, um eine flächendeckende Immunisierung der Bevölkerung zu erreichen. Die Regierung hat ebenfalls einen wissenschaftlichen Berater. Beispiel: Johannes B. Kerner hat sich angesteckt, hat aber laut eigener Meldung keine Symptome. Nach britischer Theorie geht es vielen Menschen so, die sich nicht in der Isolation immunisieren. Die Theorie kann man verstehen. Die Journalistin der Süddeutschen Zeitung/Sitz London bemängelt die Lage vor Ort. Sie findet, dass Großbritannien mit 4000 Intensivbetten weit hinten liegt. Wenn man journalistische Neutralitätsgebote aushebelt, dann merkt man eventuell nicht, dass Deutschland mit gemeldeten 2800 Intensivbetten fahrlässig regiert wird, da diese Betten belegt sind. Ich vertraue dem Virologen der Charité, nicht der Kanzlerin. Halbe Nachrichten sind halbe Wahrheiten. Ich nenne mal eine Folge schlechter Politik aus dem Alltag. Ich bringe meine Arbeitskleidung in eine sehr gute Reinigung. Dort werden feine Ballkleider gereinigt, Maßanzüge der Berliner Ateliers, also wertvolle Kleidungsstücke. Die Mitarbeiterin ist komplett durch den Wind, weil sie, mit ihrer Tochter zusammen, auf die Enkelkinder aufpassen muss, die nicht in die Schule gehen. Ihr Chef, Inhaber der Reinigung, ist äußerst angespannt, weil die Kunden wegbleiben. Keine Empfänge, keine Banketts, keine Firmenfeiern, keine Reisen. Das meint: Keine Kleidungsstücke, die gereinigt werden müssen. Nun "beruhige" ich sie mit den Worten der Kanzlerin. Ich erinnere sie daran, dass die Ausfälle in jedem Fall bezahlt werden! Sie lacht schallend laut, denn wie will man Ausfälle und den Wegfall von Kunden wo belegen und bei wem berechnen? Wenn Journalisten über eine Bazooka schreiben, also nichts beschreiben, dann müssen Menschen wach bleiben und sehr aufpassen, wer die Stellschrauben der Wirtschaft eigenmächtig verdreht und am Ende das gesamte Gewinde zerstört.