Performance

Heute dreht sich alles um die Performance. Virtuelle Märkte penetrierten auch meine Branche. Datenbanken, Dienstleistungsportale, Rankingportale, Anzeigenportale, Trauerportale, trockene Archivare für Dienstleister, die fremde analoge Kataloge scannten und online stellten, die bereits online gestellt wurden. Analog teure Bestatter sind nicht selten virtuell verkleidet billige Bestatter. Dieser Zustand treibt allgemein viele Blüten und Namen: Manager, CEO, Chief Technology Officer. Das klingt beeindruckend, scheitert nicht selten bereits am Dreisatz - mit Taschenrechner. Ein ungemein starker Wind weht; und doch bewegt sich die Gardine nicht, die mehr und mehr verstaubt. Der Wirtschaftsminister sagt: "Steuererhöhungen in Zeiten der Krise sind fehl am Platz." Jeder Mensch in diesem Land wartet nun auch auf eine Performance, die Herr Altmaier unterlässt. Jede Partei könnte so einen Satz bilden und aussprechen. Auch jeder von Ökologen erzogene Teenager könnte so einen Satz bilden und auf einem Schulhof ausrufen. Joe, der Chef von Siemens, sagt: "Mikroelektronik ist für die Industrie von morgen wichtiger als Software und die Cloud." Das deutet auf eine Performance hin. Der gesamte politische Raum hat keine Performance. Die Mitarbeiter der Gesundheitsämter fühlten sich schon immer allein. Heute, in der Pandemie, kommt alles raus, weil sie heute auf die verstaubten Gardinen, die stets fehlende Performance aufmerksam machen! Die analoge Linke wagt keine Performance. Sie steckt in ihrem Klischee fest. Sie sagt: "Wir müssen Konzerne besteuern - die Superreichen auch." Das ist Lichtjahre von einer Performance entfernt. Spirituelle könnten so einen Satz bilden und in Zirkeln besprechen. Jede 6-Jährige Berlinerin kann so einen Satz bilden. Und in diesen Tagen vollzieht sich ein sagenhaft sensationeller Trend, der ana-digi ist. In dieser umbrechenden Zeit finden sich unheimlich viele junge Menschen und jung gebliebene Menschen in den Rissen dieser Zeit ein. Sie sind unbekümmert und lässig. Sie tragen Jeans und Chucks. Sie tragen Dreadlocks. Sie tragen Tattoos. Sie sind vegan. So geschah es, dass sich diese unheimlich vielen Menschen auf dem Börsenparkett trafen und Aktien kauften. Sie folgten verrückten Trends und Wertpapieren. Sie kauften ihre Lieblingsaktien. Die Bewertung? Zweitrangig. Zeitgleich erleben die Kings and Queens der digitalen Börsenwelt ein milliardenschweres Debakel nach dem anderen. Shortseller! Milliardenschwere Hegefonds, die mit fallenden Kursen Geld verdienen wollen, treffen auf lustige Typen in Chucks, womöglich mit dem Konterfei von Marx auf ihrem Shirt, die ehrlichen Herzens nicht ahnen, wem sie die goldenen Löffel in die Suppe hauen. DAS - ist - eine - Performance! Nassim Talebs schwarzer Schwan trifft ein und die analog politisch versnobte Linke lehnt Geld ab, weiß sich aber sicher im Kampf für die Arbeiterklasse - also im Kampf für höhere Löhne?! Sie möchte nicht auf dem Börsenparkett gesehen werden. Dort aber lenken im Moment viele Menschen Geld, denen es nicht um Gier geht. Politik findet statt - und Politiker gehen nicht hin. Unglaublich. Das erinnert mich an einen städtischen Friedhofsverwalter, der nicht mehr weiß, welchen Auftrag er hat.