NachRufe

Eine junge Frau stirbt. Sie ist erst 22 Jahre alt. Ein Knüppel muss ihren Kopf hart getroffen haben. In Teheran war sie nur eine Frau, die ihre Kopfbedeckung nicht sittlich genug trug. Deutsche Medien berichten brav über eine Moralpolizei. Sie schreiben wohlgemerkt nicht über Schlägertruppen. Der deutsche Gehorsam ist keine Kultur. Er ist vielmehr ein Syndrom. Geboren wurde die junge Frau am 16.9.1999 in Saquezz, in der Provinz Kurdistan. Der deutsche Bundeskanzler, Herr Olaf Scholz, findet für den Tod von Frau Amini das Wort schrecklich. Man stelle sich Eltern vor, die einen deutschen Kanzler treffen, der den demütig tiefen Diener gehorsam in Saudi-Arabien lernte: "Schrecklich." Man stelle sich kurz die Mutter der jungen Frau vor, die einen kondolierenden deutschen Kanzler beobachtet, der gehorsam den Namen ihrer Tochter nachplappert, den Täter ihr gaben. Wie ein Papagei, der auf einer Stange sitzt, sagt er: "Schrecklich. Mahsa Amini. Schrecklich." Ihr kurdischer Vorname wurde ihr verboten. Sie durfte ihren Vornamen nicht tragen. Er wurde geändert. Jina bedeutet die Königin, die Kämpferin. Ihr Name war Jina. Jina Amini. Deutsche Journalisten beschreiben eine Justiz im Iran, eine Sittenpolizei. Demnach gibt es im Iran eine funktionierende Ordnung, ein demokratisches Rechtssystem? Das verwirrt mich über die Maße. Warum nur demonstrieren Menschen im Iran? Warum schneiden Iranerinnen ihre Haare in der Öffentlichkeit ab? Das ist ebenso verwirrend, wie die Aussage einer jungen Frau, die von der FAZ rezitiert wird: "Märtyrer sind gestorben, damit wir (?) den Hidschāb tragen…" Jina Amini ist eine Märtyrerin! Viele Frauen im Iran verbrannten ihre Kopfbedeckungen. Sie sind (k)ein Sittengemälde? Im Grunde gibt es in unserer Kultur auch viele Unsitten. Justitia, die Gerechte, die Unschuldige, musste stets eine Augenbinde tragen. Und plötzlich will man ihr diese Augenbinde nehmen. Im Grunde ist auch sie eine Märtyrerin. Der Justizapparat will sich nicht blenden lassen; und doch gibt es immer wieder Tendenzen, Justitia die Augenbinde aus ihrem Gesicht zu reißen. Das ist verwirrend, weil dann ein harter Knüppelschlag auf einen weiblichen Kopf zur guten Sitte wird. Ich habe in den letzten Tagen viel gelernt. Ich habe gelernt, dass ein Absperrventil kein Lüftungsventil ist; und ich habe gelernt, dass es keine Berufspolitiker gibt. Und das ist der Grund, warum viele Menschen im Iran sagen: "Wir wollen uns unser Land zurückholen, denn wir haben es aufgebaut." Dieser Satz vereint die ganze Welt. Ich glaube, dass sich Menschen im Iran, auch nach fast 40 Jahren, befreien werden. Als Freddy Mercury I want to break free in Frauenkleidern präsentierte, hatte er AIDS. US-Medien haben ihn damals "getötet". Im Grunde hat man ihm einen Knüppel auf den Kopf gehauen, weil er kein Sittengemälde war. Die Wahrheit ist…er wird niemals sterben. Vermutlich wird Jina Amini auch ewig leben!