dead or alive

Paris Hilton wurde in Deutschland lange schlecht bewertet. Sie stieg in eine Rolle, die auch Verona Pooth exzellent beherrschte: Das Dummchen vom Dienst, die Blondine vom Dienst, die dumme Tochter, "nur" Erbin. Hilton ist eine der weltweit größten Hotelketten. Erstes Standbein in Europa war Istanbul im Jahr 1955, gefolgt von Berlin 1958. Es war das erste Hotel, das seinen Gästen Telefon und Television bot. Die Hotelkette wurde mehrfach verkauft. Im Jahr 2007 kaufte der Investor Blackstone Group die Hilton-Kette für knapp 20 Milliarden Euro. Das ist für einen Sprössling nicht nur ein goldener Käfig. Es kann eine Gruft sein, aus der sich Kinder befreien müssen. Menschen, die in Deutschland eine Stimme haben, reden und schreiben nicht besonders einfühlsam über Reiche, über Kinder aus reichen Häusern. Es ist nicht der Neid auf das Geld oder auf die vielen Annehmlichkeiten, die Reiche haben. Es ist ein öffentlicher Neid auf Freiheit und auf Fähigkeiten. Dieser Neid führt weiter und weiter ins kleine Karo. Es wird immer enger, dadurch immer geiziger. Keiner gönnt dem anderen großzügige Worte, Gesten und Beschreibungen. Eine öffentliche Schlammschlacht hat sich auf die Menschen in der deutschen Gesellschaft übertragen. Schlammschlachten sind immer schlampig und billig ungenau. "This is Paris" ist eine unglaublich gute Dokumentation über Paris Hilton. Heute ist sie 39 Jahre alt. Diese Doku tritt den Beweis an, dass Paris Hilton unterschätzt werden wollte. Vielleicht war das Imperium ihr Grab, aus dem sie sich selbst freischaufeln musste. Im öffentlichen Deutschland wurde sie ausschließlich ausgelacht und vernachlässigt. Eigenartigerweise erinnert sie mich in der Doku an ein edles Rennpferd. Feministinnen und Machos haben ihre Power bisher nicht erkennen können. Paris Hilton steht in Ihrer Doku auf und schüttelt sich den ganzen Schlamm und Dreck ab. Sie geht an den Start. Sie ist fragil und nervös - wie ein Pferd. Sie scheut und dann reitet sie auf Sieg - bis zum Ende der Doku. Bahn um Bahn zieht sie an der Boshaftigkeit vorbei. Noch unsicher elegant lässt sie die Konkurrenz weit hinter sich und schließlich gewinnt sie ihr Rennen. Die unerkannte Größe dieser Frau liegt in der Tatsache begründet, dass sie instinktiv immer wusste, wie man einem Markennamen echtes Leben einhaucht. Mal ehrlich! Blackstone könnte auch der Name eines Bestatters sein.