Weihnachtsgeschenk

Das Handelsabkommen mit Großbritannien hat gezeigt, dass man vor allem der Automobilindustrie danken muss, denn Verhandlungen wurden nur so forciert. Ferner muss man auch dem Maschinen- und Anlagenbau und der Elektroindustrie danken, dem Luftfahrtverband, der Raumfahrttechnik, sogar dem bekannten Spediteur Kühne und Nagel. Es sind die fundamentalen Europäer der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die durch die tragende Motivation Helmut Schmidts dauerhafte und langjährige Partnerschaften - vor der EU - geschlossen hatten. Gemeinsam konnten sie Druck ausüben, Politiker überhaupt in Bewegung bringen. Europäisches Handwerk hat in Europa immer bewiesen, dass sie logische und schnelle Verträge schließen können. Verhandlungen dauern da selten 4 Jahre. Nur deshalb funktioniert Europa. Die ZEIT ließ gestern einen britischen Autor über das Brexit-Abkommen schreiben, damit wir auch alle glauben, dass Großbritannien nicht regieren kann, was ziemlich uneuropäisch ist. "Niederlage eines vollendeten Opportunisten". Jener Autor scheint schon lange in Deutschland zu leben, da er durch und durch urdeutsch rüberkommt: "Johnsons Charakter hat keinen Kern, er hat keine Grundsätze." Für die Wirtschaft hat der Autor scheinbar noch weniger übrig. Er schreibt: "…konnte Johnson verwehrt werden, in Einzelgesprächen mit seinen EU-Kolleginnen und Appelle an die verschiedenen Interessen – portugiesische Sardinenfischer versus deutsche Autobauer versus polnische Klempner – deren einheitliche Front aufzuweichen." Mit Autobauer meint er die gesamte Automobilindustrie. Portugiesische Sardinenfischer sind entweder Küstenfischer oder Hochseefischer; und polnische Klempner sind Gas- und Wasserinstallateure. Polnische Klempner! Menschen, die ihre Sprache nicht unerheblich verändern möchten, schreiben im Jahr 2020 polnische Klempner? Die ZEIT kann doch, frei von der Leber weg, Berichte über Pollacken, Autoschrauber und stinkende Angler drucken? Hetzertum vergeudet wertvolle Zeit in einer Pandemie. Braucht Weihnachten subtile Spalter, die erst die Rechtschreibung verändern, dann eine gendergerechte Schreibweise servieren, um am Ende nur auf Klempner zu kommen? Dem Autor fällt nicht einmal das Wort Klempner:innen ein; und doch verraten sich böse Zungen immer. Denn der Artikel machte klar, dass die Idee von Handelsverträgen mit Erpressungen einhergeht. China will mit Großbritannien nur handeln, wenn es Hongkong vergisst. Amerika will nur mit Großbritannien handeln, wenn es seinen bürgerfreundlichen Gesundheitsdienst für amerikanische Anbieter öffnet. Indien möchte nur mit Großbritannien handeln, wenn die Einwanderungsbestimmungen gelockert werden. Der reine Handel mutiert und mutiert zum Krieg. Die Fragen liegen doch auf der Hand! Es geht im Vertrag mit Großbritannien nicht um den Fischfang. Dann hätte der nur 12 Seiten. Was fordert China von der EU? Was fordert Amerika von der EU? Die Idee, die Helmut Schmidt verfolgte, war ein funktionierendes hochwertiges Wirtschaftsnetz für Europäer innerhalb Europas. Kriegstreiber und Zocker zerstören diese Idee. Der Brexit und der Vertrag sind kein Geschenk für Europäer. Der Vertrag ist nur ein Schachzug in der Not. Fähige Politik und wacher Journalismus wären ein schönes Weihnachtsgeschenk für Europa.