Das Lied vom Ende

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Unser Bürgermeister kennt seine Stadt und seine Unternehmer - wie seine Westentasche. Dieser Mann plant und grübelt und hat schlaflose Nächte, bangt und sorgt sich um die Existenz jedes Schusters, jeder Schneiderin, jedes Frisörs und jedes Gourmet-Restaurants. Der Bürgermeister von Berlin wurde gewählt, weil er ein Mann der Tat ist, der in jeder Krise Mitarbeiter einstellt, Chats installieren lässt, postalische Anträge ermöglicht, Bargeldauszahlungen an unterschiedlichen Kassen ermöglicht. Gerade noch hörte ich im Radio, dass jeder Unternehmer in Not 5000- 9000 Euro erhält. Ich dachte, die 21000 Antragsteller würden die ersten glücklichen Botschaften übermitteln, ausatmen und aufatmen. Na…vielleicht klappt es ja bei der nächsten Krise. Dann müssen die Menschen den Hering höher an die Decke hängen und den Gürtel enger schnallen. Ich verstehe nicht, dass man eine so einfach zu regierende Stadt nicht regiert. Kein Mensch erwartet einen Herrn Kaiser, der ein Rad schlägt. Die Zeit der HB-Männchen ist lange vorbei. Kein Mensch erwartet, dass der Bürgermeister selbst an einer Kasse steht. Menschen in Berlin möchten schlicht nur einen zugesagten Betrag erhalten. Das ist schon alles. Nicht einmal das funktioniert gerade, weil offenkundig niemand in der Regierung planen kann, rechnen kann, kalkulieren kann. Das ist ein Tritt für alle Menschen, die in Tagen rechnen müssen. Zudem hat es etwas hochtrabend Gleichgültiges: Ich, der Bürgermeister, kann mich jetzt nicht darum kümmern. Was meint bitte Krise? Ich fasse es nicht, dass diese bornierte Gemütlichkeit Existenzen kostet. Das hat auch nichts mehr mit dem Beamtentum gemein. Diese Gangart ist das pure Desinteresse einer Stadtführung, die den Ruf Berlins ruiniert - mutwillig ruiniert.