Enttäuschung

Eine Enttäuschung heißt immer, dass eine Täuschung ein Ende nimmt. Ich stelle mir Fragen, die Journalisten heute nicht stellen. Sie haben Angst davor, dass in ihren Verlagen Bomben explodieren. Charlie Hebdo sitzt ihnen in den Knochen, löst das Sag bloß nichts aus. Meine frühe Kindheit wurde auch durch die RAF geprägt. Auch Frauen erklärten damals der Bundesrepublik den Krieg. Sie ließen sich ausbilden, ließen ihre Familien zurück. Die Geschichte als Solche ist durch viele Verfilmungen bekannt. Ich erinnere Fahndungsfotos und Steckbriefe in ganz Berlin. Am Ende saßen auch Terroristinnen, extrem politisch gebildete Frauen, in Stammheim - in der Isolationshaft. Ihre Familien spielten keine Rolle. Ihre Kinder, Geschwister wurden nicht nach ihren Gefühlen gefragt. Mir ist bis heute klar: "Erkläre der Bundesrepublik niemals den Krieg!" Bei der 1977 entführten Passagiermaschine "Landshut" (Boing 737-200) verhandelte Helmut Schmidt nicht mit palästinensischen Terroristen. Das sagte mir: "Entführe niemals ein Flugzeug. Die GSG 9 pampert niemanden." Ulrike Meinhof sagte in Interviews nicht: "Ich wusste doch von nichts. Ich bin dem Andreas B. gefolgt. Ich weiß doch gar nicht, was eine AK47 ist. Ich will nur zu meinen Kindern." Sie wird bis heute auch bewundert, weil sie ihre Idee durchgezogen hat. Sie starb in einer isolierten Zelle. Ich erinnere mich an viele Demonstrationen in Berlin, die die strengen Haftbedingungen kritisierten. Heute unterhalten sich Journalisten mit IS-Frauen, die sagen: "Ich möchte aus dem kurdischen Lagergefängnis, weil ich mein viertes Kind in Deutschland zur Welt bringen möchte. Ich bin doch nur meinem Mann gefolgt." Ich selbst kann bis heute Videos sehen, in denen deutsche IS-Kämpfer die "schmutzige Merkel" verfluchen, die mit "den Juden Geschäfte macht." Politiker sind heute eine große Enttäuschung, denn sie lassen die Grenzen zwischen Terror und Religionen fließen. Meine Lebenserfahrung zeigt deutlich, dass heute viele deutsche Politiker eine Erleichterung empfinden - da verkleidete Deutsche sich klar und deutlich zum Antisemitismus bekennen. Tja…mh…wie gehen wir denn jetzt mit Terroristen um? Ich persönlich warte im Grunde nur noch auf den Bau eines kuschligen Hostels für IS-Kämpfer - in Stuttgart Stammheim. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die vielen Toten interessieren Egos nicht.