Sternstunde für die Rechten

Exemplarisch zeigt der staatliche Rundfunk, wie man Rassismus wieder salonfähig macht. Der WDR lädt natürlich keine bekennenden Faschisten und Neonazis in eine Talkshow ein. "Die letzte Instanz" klingt nach launiger Eckkneipe, nach intimer Bierrunde, in der einer die E15 auf der Jukebox drückt, der deutsche Schlager laut erklingt, die unterkühlte Blonde auftaut; eine Bierrunde also, in der echte Männer sich laut und deutlich Gehör verschaffen, der Jukebox zeigen, wer das Sagen hat. Der Wirt, der ordentlich einschenkt, moderiert in seinem Revier die Runden. Mit erhobenem Finger fragt er seine Gäste, wie sie die Sprachveränderungen finden, wie sie die Gendersprache finden. Amüsiert zitiert er andere Menschen, die nicht mehr ihre Meinung sagen können. Er wirkt wie ein feiger Unentschlossener, der schon länger mit der AfD liebäugelt. Und natürlich…kommt er süffisant auf das Zigeunerschnitzel zu sprechen. Sein Exkollege, Herr Gottschalk, weiß etwas über Sprachkataloge aus fernen Zeiten, in denen er quasi schwelgt, in denen er ungeliftet den Mohrenkopf aussprechen durfte; aber doch niemals ansprechen wollte. Er erinnert sich an den Schwarzen im Struwelpeter, ohne jede Erkenntnis, ohne jede sprachliche Erleuchtung. Ich selbst bete, dass er keine Bilder von karikierten Juden aus dem Portfolio zieht. Seine Nachbarin in der Bierrunde wird von einem Geistesblitz getroffen. Laut und angeglüht macht sie allen Gästen in der Kneipe klar, dass man schließlich auch Führerschein sagt! Naiv und fast süß stellt sie die Frage in den Saal: "Denken Sie bei Führerschein etwa an Adolf Hitler?" Es macht leise knack - die Jukebox wird auf H88 gedrückt: "Der morgige Tag ist mein." Der Wirt zitiert den Witz der Frau Schöneberger…den "mit der Soße ohne festen Wohnsitz." Wir sollen uns mal entspannen, denn auch der Schlagersänger, ein echter Kölner Jung, ist mit Ausländern aufgewachsen: "und DIE…interessieren sich überhaupt nicht dafür." Selbstverständlich sorgt der WDR für Quote. Der Herr Beisenherz mochte das Zigeunerschnitzel nie: "Zu viel Zucker." Er sagt die Worte, die ihn irgendwie in die Patsche bringen könnten, nicht mehr. Ganz einfach. Herr Gottschalk, bekennender Hinterherdenker, befürchtet, dass er eine Frau, also nicht seine Frau, beim Essen um die Salzstreuerin bitten muss. Ist das nicht komisch?