Kampagnen

Ich beobachte, ausschließlich aus beruflichen Gründen, die gesellschaftliche Lust an und auf Kampagnen. Frau Lohfink behauptet, dass Sie vergewaltigt wurde. Demonstranten malen Plakate und eilen zum Gericht. Sie bestärken und verstärken. Das Blatt wendet sich und plötzlich ist Frau Lohfink die Angeklagte. Die Kampagne schadet zwei Männern. Herr Kachelmann wird bewusst öffentlich vorgeführt; er kommt ins Gefängnis, weil die Kampagne einer Frau tatsächlich funktioniert und die "Kopfgeldjäger" auf den Plan ruft. Das Blatt wendet sich. Das Opfer entpuppt sich als Täterin. Herr Ofarim behauptet öffentlich, affektiv auf Instagram, dass ein Leipziger Hotel sein Check-in verweigerte, weil er seinen Davidstern trug. Die Anschuldigung gegen einen Hotelmitarbeiter wiegt lange enorm schwer. Die Kampagne ruft Demonstranten auf den Plan, die sich vor dem Hotel postieren. Sogar die grüne Justizministerin aus Sachsen äußerst sich öffentlich. Das Blatt wendet sich. Der Staatsanwalt klagt Herrn Ofarim an, weil seine enorm schweren Vorwürfe an Halt verlieren. Wie im Fieberwahn schreiben Medien, dass es trotzdem ein Antisemitismusproblem in Deutschland gibt. Diese Reaktion erinnert an peinlich schlechte Verlierer. Sie erinnert nicht an guten Journalismus, denn schließlich ist es immer das Prinzip einer Kampagne, das Hass und Hetze schürt. Gefährlich wird die Kampagne überhaupt erst durch Unterlassung. Eine Plausibilitätsprüfung hebelt jede Kampagne aus! Jeder, der diese Prüfung unterlässt, profitiert von einer Kampagne. Es geht bei Kampagnen nicht mehr um Rufschaden. Es geht um die Zerstörung. Das Leben der beiden Männer sollte zerstört werden. Das Hotel sollte zerstört werden. Herr Kachelmann sollte zerstört werden. Die Köpfe der unterschiedlichen Kampagnen haben die immer gleiche Strategie. Sie drehen sich - immer auf Fremdkosten - in einen Mittelpunkt. Auch politisch beschreitet eine Kampagne den Weg des geringsten Widerstandes. Das Handelsblatt titelt zum Ukraine-Krieg: >"Das ist Völkermord": Schockierte Reaktionen auf Russlands mutmaßliche Kriegsverbrechen.< Mutmaßliche Kriegsverbrechen können keinen Völkermord beschreiben. Mutmaßlich schwanger kann keine Schwangerschaft beschreiben. Es bleibt - bis zum klaren Beweis - eine strategische Kampagne. Die Kampagne implementiert; so, wie die gute alte Werbekampagne Clementine implementierte. Wenn ein Teil des Justizapparates auf Kampagnen abfährt, einschließlich einer Ministerin, wenn Medien auf Kampagnen abfahren, wenn Menschen auf Kampagnen abfahren, dann profitieren sie alle; und das sollte uns allen schlaflose Nächte bereiten. Warum? Weil Spieler keine Plausibilitätsprüfung durchführen können. Dafür braucht es eine wie auch immer geartete Ausbildung, die sie nie durchhalten würden. Sie manipulieren Menschen. Das beschreibt ihren Zustand, nicht aber ihre Disziplin. Meine Branche, in all ihren Facetten, sollte sich in aller Strenge zurückziehen. Wir sollten straffe und extrem strenge Ausbildungen forcieren, um wahrhaft Trauernde vor Kampagnen zu schützen.