Die Realität

Die Realität ist nicht links oder rechts. Sie ist weder ein Hardliner noch eine Gemäßigte. Die Realität ist eine Variable. Manufactum am Ernst-Reuter-Platz verkauft ein Buch über Berufe, die es nicht mehr gibt. Es ist nicht billig. Es ist wertvoll. Das Handwerk hat sich verändert. Wie gut, dass Hammer und Meißel in die Gesellschaft eines Schlagbohrers kamen. Für viele Menschen ist der Schlagbohrer noch zu schmutzig, zu schwer, zu prollig. In der Corona-Zeit erzählen Amerikaner Geschichten - weil sie es können. In Deutschland verschwinden Geschichten mehr und mehr. Journalisten interessieren sich nicht für Handwerk, nicht für Arbeit. Sie schreiben über Führungskräfte, so, als würden die allein in einem Konzern arbeiten. Journalisten schreiben auch nicht über Landwirte. Sie haben studiert und sind feiner geworden. Vielleicht versichern sie schon bald ihre feinen Hände, wie großartige Pianisten. Obdachlose machen Journalismus. Die Motz wird, wie einst, auf der Straße verkauft - ganz still und leise. Ein Zeitungsjunge mit Ballonmütze fehlt: "Obdachloser auf einem Bahnhof von Jugendlichen angezündet! Lesen sie die Motz." Die Realität verändert sich täglich. Sie war immer beweglich. Der Abgasskandal hat viele meiner Freunde strenger gemacht, nicht radikaler. Die Skandale um die Plagiate der werten Doktoren machen Menschen strenger. Das schmeichelhaft französiche Wort plagiaire beschreibt einen Dieb geistigen Eigentums. Das strenge lateinische Wort plagiārius beschreibt sogar einen Seelenverkäufer, einen Menschenräuber. Die Kanzlerin störte sich nicht an einem Dieb geistigen Eigentums. Gut. In diesen Tagen sendet sie dem amerikanischen Präsidenten und der Vizepräsidentin Gottes Segen. Als Tochter eines Pfarrers, sicher getauft, darf sie das. Wenn eine deutsche Kanzlerin Gottes Segen sendet, dann soll Esoterik radikale Maßnahmen weichspülen. Ein Faden, der sich durch ihre Realität zieht. In der Pandemie müssen "Kapitäne" quasi ihre "Matrosen" von Bord werfen - und Gott muss politische Fehler korrigieren, damit Politiker nicht zurücktreten müssen. "Wir machen einen guten Job." Christliche Demokraten setzen auf multinationale Konzerne. Schon heute muss ich selbst gegen zwei Konzerne klagen. Im Fall eines Konzerns funktioniert die staatliche Marktregulierung durch die Kartellbehörde nicht. Im Fall des Diesel-Abgasskandals klagt eh ausschließlich die Zivilgesellschaft. In der Realität der Politiker gibt es keinen Skandal mehr. Journalisten fragen tatsächlich in Umfragen: "Wollen Sie mehr Staat?" Das nenne ich einen ordentlichen Realitätsverlust. Wenn ich gegen Konzerne klage, dann brauche ich die besten und die renommiertesten Fachanwälte, die eine omnipotente Kanzlei aufgebaut haben. Es gibt noch heute öffentlich rechtliche Anstalten, die glauben, dass der Stundenlohn eines qualifizierten Fachanwaltes bei 39 Euro liegen müsste. Linke, SPD und Grüne betreiben in Berlin ein gefährliches Spiel. Sie wollen nicht nur die Schwachen schwach halten. Sie wollen die Starken, die Intelligenten in einer Gesellschaft schwächen. Das führt dazu, dass meine Kunden, meine Freunde, meine Bekannten strenger und kategorischer werden. Andere Menschen werden sichtbar radikal. Am Ende sind Menschen, die Verantwortung übernehmen, weil sie es können, Staatsfeinde, die man mundtot machen muss. Sie sind keine Straßenbetonbauer mehr, die sich darauf verlassen müssen, dass unser Schulsystem fehlerfrei funktioniert. Sie sind keine Elektriker oder Gerüstbauer oder Kranführer, die sich ganz sicher darauf verlassen müssen, dass unser Gesundheitssystem funktioniert. In der Realität der Journalisten gibt es Handwerk ausschließlich als "besonders anfällig für Steuerhinterziehung". Auch Gastronomen werden kriminalisiert. Politiker und Journalisten schaffen Feindbilder durch Sprache. Eine Gesellschaft, in der Diebe geistigen Eigentums Ministerinnen sind und Bürgermeisterinnen werden können, lehnt Realität kategorisch ab! Die Rüge einer Universität ist ein martialischer Sprengsatz, der heilige Hallen einstürzen lässt. Handwerker könnten sich darüber freuen. Der Tod dieser Gesellschaft ist aber genau nicht ihr Anliegen! Sie müssen und wollen keine Diebe geistigen Eigentums werden. Sie haben eine klare Identität, sie haben eine klare Realität, in der sie täglich arbeiten und leben, in der ihr Wissen und Können gefragt ist. Für sie ist Home Office keine Realität. Es ist allenfalls ein esoterisch asketischer Zustand, denn schließlich wird nicht einmal korrekt verhandelt, wer die Betriebskosten trägt, die sich in privaten Haushalten verdreifachen. Ein Zustand entlastet Konzerne.